Der Ausgangspunkt
ist der:
Nichts bleibt mehr so
wie es ist oder war.
Ein großes Toben und
Donnern fällt über den
Menschen herein.
Die Bestürzung des Menschen
wird groß sein, er wird vor
Angst vergehen.
Alles, wirklich alles wird
erschüttert
werden.
Lukas formuliert
es so. Vor mehr als
2000 Jahren. - Hat sich
seitdem irgendetwas
verändert?
Ist es etwa besser
für uns Menschen geworden?
Ist es etwa schlechter für uns
Menschen geworden?
2000 Jahre später, nachdem
Lukas sein Evangelium geschrieben
hat, vergehen Menschen
immer noch vor Angst und
Unsicherheit.
Immer noch brechen Toben
und Donner über uns Menschen
herein und lassen uns unseren
Atem anhalten.
Immer noch bewegen wir
uns unsicheren Schrittes
durch unser Leben, nicht
wissend, was morgen
sein wird.
Die Herausforderungen
sind möglicherweise anders
und zahlreicher geworden,
zahlreicher und globaler.
Das, was heute Angst und
Schrecken, Unsicherheit
und das Gefühl von
Bedrohung erweckt,
hat ein anderes Gesicht,
einen anderen Namen
bekommen und - es
betrifft mehr oder
weniger alle:
Klimawandel.
Pandemie.
Gerechtigkeit und Frieden
Würde des Menschen.
Soziale Verantwortung.
Sinn des Lebens.
Das sind die Themen
heute.
Und schließlich die Frage
nach dem, was uns Menschen
Hoffnung, Trost und Stärke
geben kann?
Was uns verhelfen
kann, in unsicheren Zeiten
durchzuhalten?
Worin unsere Erwartungen an
das Leben bestehen? Und an
unseren Gott.
Keiner kommt an diesen
Themen und Fragen
wirklich vorbei. Früher oder
später stellen sie sich uns
allen mit mehr oder weniger
Dringlichkeit.
Was bereitet Ihnen persönlich
im Augenblick Angst und Sorge?
Gibt es Unsicherheiten in Ihrem Leben?
Wie geht es Ihnen mit der Erfahrung,
dass vieles nur vorläufig in diesem Leben ist, anderes leer und hohl geworden ist und
nicht mehr greift? Wo und wie spüren Sie,
dass diese Welt aus den Fugen geraten ist?
Die Kraft zum Durchhalten
nehmen wir als Christen
nicht aus politischen oder
philosophischen Parolen.
Die Kraft zum Durchhalten
nehmen wir aus dem Wort
Christi, seinen Verheißungen
an uns und das Leben:
Diese durchdringen die
Lesungen des heutigen Tages:
Gottes Heilswort wird sich
an uns Menschen erfüllen.
Gott ist es, der für Gerechtigkeit
und Frieden sorgen wird.
Gott stellt die Sicherheit
unter Menschen wieder
her. Er ist erlösend
bei jedem von
uns am Werk.
Erkenne ich Spuren
des Heils in meinem ganz
persönlichen Leben? Gibt es
darin etwas, das mir aufleuchtet,
mich einlädt, meine Hoffnung
nicht zu verlieren, sie nicht aufzugeben,
sondern die Gewissheit in
mir wachruft, dass ich vertrauen
darf und kann, über alle
Widersprüche meines Lebens
und dieser Zeit hinweg?
Zugegeben, es wäre mehr
als blauäugig, wenn wir
meinten, dass Gott an uns
Menschen vorbei wirken
und handeln würde.
Blauäugig,
wenn wir meinten, dass
Gottes Heil sich ohne unser
ganz eigenes Zutun verwirklichen
könnte. Gott bleibt bei all seinen
Absichten mit uns Menschen
immer auch auf uns Menschen
angewiesen. An uns führt
kein Weg vorbei.
Die Lesung aus dem
Brief an die Thessalonicher
deutet es vorsichtig an,
was gemeint ist:
„Der Herr lasse euch wachsen
und reich werden in der Liebe
zueinander und zu allen,
wie auch wir euch lieben,
damit euer Herz gefestigt
wird.“
Durchzuhalten in allen
Herausforderungen unseres
Leben vermögen wir nur
Kraft der Liebe, mit der
wir als Menschen
von Gott höchstpersönlich
geliebt sind.
Diese Liebe erlaubt
uns eine ganz andere
Sicht auf diese Welt
und auf den anderen.
Auch auf uns selbst.
Ja, auch auf Gott.
Die Möglichkeiten
dieser Art von Liebe haben
wir noch lange nicht ausgeschöpft.
In dieser Liebe zu wachsen
und zu reifen, darauf käme
es an.
Sie verhindert jede Form
von Egoismus, Gewalt
und Terror. Sie lässt uns
Menschen geduldig miteinander
umgehen und die Achtung voreinander
nicht verlieren. Sie übt sich in Nachsicht
und ist bereit, dem anderen stets
verzeihend entgegenzukommen
und den Neuanfang zu wagen.
Möglicherweise ist sie die
Haltung, die von jedem von uns
in dieser emotional doch sehr
aufgeladenen Zeit mehr als
alles andere angesagt und gefragt ist
und zu Schritten ermutigt, die
geprägt sind von Umsicht
und Verantwortung, die auch
den anderen, den Menschen
neben mir, im Blick behält
und nicht ohne Rücksicht
auf das Recht der eigenen
Freiheit und Selbstbestimmung
bedacht ist.
In einem Gebet lese ich:
„Du, großer Gott, bist voll
des Lichts. Im Alltag der Stunden und
Tage verlieren wir bisweilen den
Maßstab unseres Lebens.
Oft versagen wir uns Stille
und ein Leben in Aufmerksamkeit.
Wir verpassen immer wieder den
Absprung, auf dein Kommen in
die Welt hin zu handeln
Lass uns hier und jetzt die Schatten
der Welt und das Leid der Menschen sehen.
Lass uns ein Gespür für uns selbst behalten
und uns die Fähigkeit, zwischen Geben und
Nehmen ausbalancieren zu können.
Schenke uns klare Worte
gegen Benachteiligung und
Vergessenwerden in unserer Welt.
Verleihe uns den frischen Schritt
aufeinander zu und den
Müden gibt eine Handvoll
Strahlen von deinem Licht."
Kathrin Buchhorn-Maurer
Advent.
Es ist Zeit zum aufzubrechen.
Das Gegenwärtige ist leer geworden.
Die Inspirationen fehlen.
Advent.
Es ist Zeit, etwas Neues zu wagen.
Höchste Zeit, solange sie noch
wach ist, die Sehnsucht nach
Leben.
Advent.
Wir stehen an der Schwelle.
Wir warten. Die Tür ist geschlossen.
Noch. Sie muss von der anderen Seite
entriegelt werden.
Komm, Herr,
brich uns Bahn,
tu auf die Tür
zum Leben in Fülle und
erwecke in uns deine
Liebe.