1. Advent

1. Advent - Lk 21, 25-28.34-36


Der Ausgangspunkt

ist der:


Nichts bleibt mehr so

wie es ist oder war.

Ein großes Toben und

Donnern fällt über den

Menschen herein.

Die Bestürzung des Menschen

wird groß sein, er wird vor

Angst vergehen.

Alles, wirklich alles wird

erschüttert

werden.


Lukas formuliert

es so. Vor mehr als

2000 Jahren. - Hat sich

seitdem irgendetwas

verändert?


Ist es etwa besser

für uns Menschen geworden?

Ist es etwa schlechter für uns

Menschen geworden?

2000 Jahre später, nachdem

Lukas sein Evangelium geschrieben

hat, vergehen Menschen

immer noch vor Angst und

Unsicherheit.

Immer noch brechen Toben

und Donner über uns Menschen

herein und lassen uns unseren

Atem anhalten.

Immer noch bewegen wir

uns unsicheren Schrittes

durch unser Leben, nicht

wissend, was morgen

sein wird.


Die Herausforderungen

sind möglicherweise anders  

und zahlreicher geworden,

zahlreicher und globaler.


Das, was heute Angst und

Schrecken, Unsicherheit

und das Gefühl von

Bedrohung erweckt,

hat ein anderes Gesicht,

einen anderen Namen

bekommen und - es

betrifft mehr oder

weniger alle:


Klimawandel.

Pandemie.

Gerechtigkeit und Frieden

Würde des Menschen.

Soziale Verantwortung.

Sinn des Lebens.

Das sind die Themen

heute.


Und schließlich die Frage

nach dem, was uns Menschen

Hoffnung, Trost und Stärke

geben kann?

Was uns verhelfen

kann, in unsicheren Zeiten

durchzuhalten?

Worin unsere Erwartungen an

das Leben bestehen? Und an

unseren Gott.


Keiner kommt an diesen

Themen und Fragen

wirklich vorbei. Früher oder

später stellen sie sich uns

allen mit mehr oder weniger

Dringlichkeit.


Was bereitet Ihnen persönlich

im Augenblick Angst und Sorge?

Gibt es Unsicherheiten in Ihrem Leben?

Wie geht es Ihnen mit der Erfahrung,

dass vieles nur vorläufig in diesem Leben ist, anderes leer und hohl geworden ist und

nicht mehr greift? Wo und wie spüren Sie,

dass diese Welt aus den Fugen geraten ist?


Die Kraft zum Durchhalten

nehmen wir als Christen

nicht aus politischen oder

philosophischen Parolen.

Die Kraft zum Durchhalten

nehmen wir aus dem Wort

Christi, seinen Verheißungen

an uns und das Leben:


Diese durchdringen die

Lesungen des heutigen Tages:

Gottes Heilswort wird sich

an uns Menschen erfüllen.

Gott ist es, der für Gerechtigkeit

und Frieden sorgen wird.

Gott stellt die Sicherheit

unter Menschen wieder

her. Er ist erlösend

bei jedem von

uns am Werk.


Erkenne ich Spuren

des Heils in meinem ganz

persönlichen Leben? Gibt es

darin etwas, das mir aufleuchtet,

mich einlädt, meine Hoffnung

nicht zu verlieren, sie nicht aufzugeben,

sondern die Gewissheit in

mir wachruft, dass ich vertrauen

darf und kann, über alle

Widersprüche meines Lebens

und dieser Zeit hinweg?


Zugegeben, es wäre mehr

als blauäugig, wenn wir

meinten, dass Gott an uns

Menschen vorbei wirken

und handeln würde.


Blauäugig,

wenn wir meinten, dass

Gottes Heil sich ohne unser

ganz eigenes Zutun verwirklichen

könnte. Gott bleibt bei all seinen

Absichten mit uns Menschen

immer auch auf uns Menschen

angewiesen. An uns führt

kein Weg vorbei.


Die Lesung aus dem

Brief an die Thessalonicher

deutet es vorsichtig an,

was gemeint ist:


„Der Herr lasse euch wachsen

und reich werden in der Liebe

zueinander und zu allen,

wie auch wir euch lieben,

damit euer Herz gefestigt

wird.“


Durchzuhalten in allen

Herausforderungen unseres

Leben vermögen wir nur

Kraft der Liebe, mit der

wir als Menschen

von Gott höchstpersönlich

geliebt sind.


Diese Liebe erlaubt

uns eine ganz andere

Sicht auf diese Welt

und auf den anderen.

Auch auf uns selbst.

Ja, auch auf Gott.


Die Möglichkeiten

dieser Art von Liebe haben

wir noch lange nicht ausgeschöpft.

In dieser Liebe zu wachsen

und zu reifen, darauf käme

es an.


Sie verhindert jede Form

von Egoismus, Gewalt

und Terror. Sie lässt uns

Menschen geduldig miteinander

umgehen und die Achtung voreinander

nicht verlieren. Sie übt sich in Nachsicht

und ist bereit, dem anderen stets

verzeihend entgegenzukommen

und den Neuanfang zu wagen.


Möglicherweise ist sie die

Haltung, die von jedem von uns

in dieser emotional doch sehr

aufgeladenen Zeit mehr als

alles andere angesagt und gefragt ist

und zu Schritten ermutigt, die

geprägt sind von Umsicht

und Verantwortung, die auch

den anderen, den Menschen

neben mir, im Blick behält

und nicht ohne Rücksicht

auf das Recht der eigenen

Freiheit und Selbstbestimmung

bedacht ist.


In einem Gebet lese ich:


„Du, großer Gott, bist voll

des Lichts. Im Alltag der Stunden und

Tage verlieren wir bisweilen den

Maßstab unseres Lebens.

Oft versagen wir uns Stille

und ein Leben in Aufmerksamkeit.

Wir verpassen immer wieder den

Absprung, auf dein Kommen in

die Welt hin zu handeln


Lass uns hier und jetzt die Schatten

der Welt und das Leid der Menschen sehen.

Lass uns ein Gespür für uns selbst behalten

und uns die Fähigkeit, zwischen Geben und

Nehmen ausbalancieren zu können.


Schenke uns klare Worte

gegen Benachteiligung und

Vergessenwerden in unserer Welt.


Verleihe uns den frischen Schritt

aufeinander zu und den

Müden gibt eine Handvoll

Strahlen von deinem Licht."

                           Kathrin Buchhorn-Maurer


Advent.

Es ist Zeit zum aufzubrechen.

Das Gegenwärtige ist leer geworden.

Die Inspirationen fehlen.

Advent.

Es ist Zeit, etwas Neues zu wagen.

Höchste Zeit, solange sie noch

wach ist, die Sehnsucht nach

Leben.

Advent.

Wir stehen an der Schwelle.

Wir warten. Die Tür ist geschlossen.

Noch. Sie muss von der anderen Seite

entriegelt werden.


Komm, Herr,

brich uns Bahn,

tu auf die Tür

zum Leben in Fülle und

erwecke in uns deine

Liebe.


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