Er ist etwas Besonderes.
Würde man ansonsten
seinen Gedenktag einen
Tag nach dem Weihnachtsfest
feiern?
Stephanus wird um
das Jahr 40 wegen seines
Glaubens zu Tode gesteinigt.
Er wird als erster Märtyrer
des Christentums verehrt.
Was gibt es mehr über
ihn zu sagen? Nun, über die
ersten Lebensjahre dieses
Mannes nicht viel. Es wird
angenommen, dass er ein
Jahr nach Christi Geburt
in Jerusalem auf die Welt
gekommen ist.
Erst mit 30 beginnt er,
Geschichte zu schreiben.
Es ist die Zeit, in der er
in seiner Urgemeinde
seiner Heimatstadt aktiv
wird.
Zu Beginn steht ein Konflikt:
Die griechischsprachigen Hellenisten
und die aramäischsprachigen
Hebräer streiten sich um die
Versorgung der Witwen.
Die Hellenisten werfen
den Hebräern vor, Witwen
mit griechischem Hintergrund
bei der täglichen Versorgung
mit Lebensmitteln zu übersehen.
Um diesen Streit zu schlichten,
bitten die Apostel die Gemeinde,
"sieben Männer von gutem Ruf
und voll Geist und Weisheit" (Apg 6,3)
auszuwählen, damit diese als Diakone
die sozialen Aufgaben der Urgemeinde,
darunter die Betreuung der Witwen,
übernehmen.
Die erste Wahl fällt auf Stephanus,
"einen Mann, erfüllt vom Glauben
und vom Heiligen Geist" (Apg 6,5).
Als exponierter Vertreter
der Urgemeinde gerät Stephanus
bald darauf jedoch in einen Konflikt
mit hellenistischen Juden.
Es ist nicht bekannt,
worum es bei der Auseinandersetzung
ging. Deutlich wird jedoch,
dass die Juden dem redebegabten
Diakon argumentativ nicht
gewachsen sind.
Um den
unbequemen Kopf loszuwerden,
schmieden sie ein Komplott:
Sie setzten die Behauptung in die Welt,
Stephanus habe sich der Gotteslästerung
schuldig gemacht.
Stephanus,
so der konkrete Vorwurf,
habe behauptet, Jesus von Nazareth
wolle den jüdischen Tempel zerstören
und die von Moses überlieferten
jüdischen Gebräuche verändern.
Nach Ansicht der
hellenistischen Juden
macht sich der Diakon
damit einer Art Hochverrat
schuldig.
Als der Hohepriester
Stephanus zu den Vorwürfen
befragt, antwortet dieser
mit einem der längsten
Monologe der gesamten Bibel.
In seiner Verteidigungsrede bekennt
sich Stephanus mit flammenden Worten
zu seinem christlichen Glauben.
Zudem wirft er seinen Anklägern
und deren Vätern vor,
sich dem Heiligen Geist widersetzt,
die Propheten verraten und getötet
sowie die durch Moses überbrachten
Gebote missachtet zu haben. (vgl. Apg 7,1-53).
Das sorgt für Empörung.
Ganz um Stephanus geschehen
ist es, als dieser zum Himmel
blickt und dort nach eigenen
Worten „die Herrlichkeit Gottes
und Jesus zur Rechten Gottes
stehen“ sieht.
Das schlägt dem Fass
den Boden aus. Das ist
endgültig zu viel.
Die Menge umringt ihn
und treibt ihn voller Zorn vor die Stadt.
Dort, der Überlieferung nach
unmittelbar vor dem Damaskustor,
wird Stephanus als Gotteslästerer
verurteilt und gesteinigt.
Die Verehrung
von Stephanus begann
etwa um das fünfte Jahrhundert.
Stephanus' Gebeine werden
der Überlieferung nach im Jahr 560
in der Krypta der Kirche
Sankt Laurentius vor den
Mauern in Rom bestattet.
Doch zurück zu seiner
Geschichte. Genauer: Zu dem
Moment seiner Hinrichtung.
Haben Sie eine Ahnung,
was es bedeuten kann,
den Himmel offen zu sehen?
Was bekommen wir zu Gesicht?
Was gibt es für uns zu entdecken?
Welche unserer persönlichen
Sehnsüchte sehen wir
dort erfüllt?
Ich möchte Antwort geben
mit einem Gedanken von
Hanns Dieter Hüsch.
Utopie
„Ich seh´ ein Land mit neuen Bäumen.
Ich seh´ein Haus aus grünem Strauch.
Und einen Fluss mit flinken Fischen.
Und einen Himmel aus Hortensien
seh´ ich auch.
Ich seh´ ein Licht von Unschuld weiß.
Und einen Berg, der unberührt.
Im Tal des Friedens geht ein junger Schäfer,
der alle Tiere in die Freiheit führt.
Ich hör´ein Herz, das tapfer schlägt,
in einem Menschen, den es noch nicht gibt,
doch dessen Ankunft mich schon jetzt bewegt.
Weil er erscheint und seine Feinde liebt.
(Das ist die Zeit, die ich nicht mehr erlebe.)
Das ist die Welt, die nicht von uns´rer Welt.
Sie ist aus feinstgesponnenen Gewebe,
und Freunde, glaubt und seht: sie hält.
Das ist das Land, nach dem ich mich
so sehne, das mir durch Kopf und Körper
schwimmt, mein Sterbenswort und meine
Lebenskantilene, dass jeder jeden in
die Arme nimmt.“
Die Freude über die Geburt des
göttlichen Kindes, sie ist nicht ohne
das Ende dieses Kindes zu denken.
Stall und Kreuz gehören zu den zwei
Seiten des Lebens Jesu. Leben und
Tod sind die Klammern, in der
sich auch unser Leben
abspielt.
Nirgendwann wird dies uns
so eindringlich vor Augen geführt,
wie an Weihnachten und dem
Gedenktag heute.
Nirgendwann aber
wird uns zugleich so unmittelbar
und aufeinanderfolgend so
klar vor Augen geführt, zu
welcher Hoffnung Christen
inmitten der Wirklichkeiten
dieser Welt berufen bleiben
und was unsere uns von Gott
zugedachte Bestimmung
sein soll:
Ein offener Himmel,
der bereits ist, uns jederzeit
zu empfangen, in die Arme
zu nehmen. Das Land,
wonach es sich zu sehnen
lohnt.