33. Sonntag

33. Sonntag im Lesejahr B - Mk 13,24-32


Lernen sollen wir,

aus dem Vergleich mit

dem Feigenbaum.

Verstehen sollen wir,

aufgrund der Zeichen

der Zeit.


„Sobald die Zweige

des Baumes saftig werden

und Blätter treiben, erkennt

ihr, dass der Sommer nahe

ist.“


Die Zeichen

verheißen keinen

Sommer. Das Gegenteil

scheint der Fall zu sein:

Mit dem Blick auf ihre

Kirche sprechen viele

von einer winterlichen

Kirche, in der nach und

nach so ziemlich alles,

was ihnen bislang

lieb und teuer

gewesen ist, in sich

zusammenfällt.


Die Kirche, ich sage damit

nichts aufregend Neues,

steckt in der Krise, nicht nur

durch den Missbrauch.

Die Zahlen der Mitglieder,

Neupriester und Gottesdienst-

besucher gehen rapide zurück.


Es wird kalt in unseren

Reihen. Wir fahren auf

eine Wand zu: winterliche

Kirche. Viele machen sich

Sorgen, noch.


„Wenn wir nichts verändern,

dann werden wir radikal

verändert. Wir werden nämlich

gegen Null gehen.“


Die Weiterentwicklung,

das Weitergeben der Tradition

stockt seit Jahrzehnten – und die

Auswirkungen nehmen wir

massiv wahr.


Deshalb brauchen

wir einen radikalen

Perspektivenwechsel.

in unserer Kirchen

und nicht nur

hier.


Es ist nicht zu übersehen,

dass unsere Gesellschaft und

mit ihr eine ganze Welt

einer Korrektur bedarf,

weil man nicht mehr

länger so weitermachen

kann in Fragen der

Flüchtlingspolitik,

mit dem Klimawandel und

in vielem anderen mehr –

weitermachen darf!


Winterliche Kirche.

Winterliche Welt.


Für wen sind wir eigentlich da?

Für wen ist die Kirche da?


Die Krise ist am Laufen und sie hat

auch mit gesellschaftlichen Trends

zu tun. Trends, die wir überhaupt

nicht steuern können.


Die Individualität,

das Pluralisieren, welches eher

auseinandertreibt als zusammenführt

und viele andere Aspekte.


Wir stoppen die Krise nicht.

Die Frage ist möglichweise die:

Worin stoppt uns die Krise?

Kann es sein, dass uns Gott

mit den Zeichen dieser Zeit

eine Botschaft ans Herz

legt?“


„Lernt aus dem Vergleich

mit dem Feigenbaum.“


Wir werden keine

Massenbewegung mehr sein

und dennoch sollte Kirche

immer alle Menschen

ansprechen.


Kirche ist und bleibt

immer für den Menschen

da. Wenn nicht, dient

sie zu nichts.


Im Klartext:

Wir dürfen

uns nicht zurückziehen,

nicht sagen:

„Wir machen es jetzt ganz

intensiv und richtig, egal

ob die Leute gehen oder

mit uns gehen.“


Nein, es ist nicht egal.

Das ist unsere Aufgabe:

Präsent zu sein, dort,

wo man nach Antworten

auf das Leben sucht.

Welcher Mensch suche

sie nicht!


Was lässt uns so ängstlich

sein und auf die Zeichen

der Zeit so zurückhaltend

reagieren, wenn überhaupt?


Die Frauenfrage ist eine

Zukunftsfrage in unserer Kirche.

Die Geschlechtertypologie, die sich

bis hin in die neutestamentlichen

Bilder und Aussagen wiederfindet,

kann nicht mehr Leitbild sein, weil sie uns

nicht wirklich weiterhilft, in den

Problemen, die wir heute zu

bewältigen haben.


Oder sehen Sie,

dass die Argumente für das

ausschließlich dem Mann

vorbehaltene

Priesteramt

in unseren Reihen

noch aufgenommen,

verstanden und plausibel

gemacht werden können?


Wenn wir schon so weit sind,

muss ich mich da nicht fragen

lassen, ob ich weiterhin so

argumentieren kann?


Zugegeben, es gibt viel

Gegenwind für Reformprojekte.

Vor Ort, im Vatikan, weltkirchlich

betrachtet. Deutschland beschließt

Reformen, die dann später

möglichweise nicht umgesetzt

werden können.


Ich möchte nicht noch mehr

Enttäuschung in unserer Kirche

und möglichweise schlechter

da stehen als vorher.


Der Geduldsfaden ist zum

Zerreisen gespannt. Die hohen

Zahlen von Kirchenaustritten

sind Signale:


Wir wählen euch ab.

Wir sind nicht zufrieden mit dem,

wie sich die Kirche verändert,

schon gar nicht mit dem

Tempo der Veränderung.

Wir wären ja gerne dabei.

Wir wollen unseren Glauben

bewahren, aber wir sehen nicht,

wie wir das mit dieser Kirche

tun können.


Das Drama ist also da.

Kann es noch schlechter

werden?


Ich bin Christ,

zudem Vertreter dieser

Kirche, deren Glauben

ich mich zutiefst verbunden

weiß, wie viele von Ihnen

sicherlich auch, und ich

möchte dies wieder mit

erhobenen Haupt und

geradem Rücken sagen

können: „Ich bin Christ.

Ich bin katholisch.

In dieser Kirche

habe ich mein

Zuhause.“


Viele können das nicht mehr,

weil sie sich fremdschämen,

weil sie sich direkt rechtfertigen

müssen. Das alles hat mit

verlorenem Vertrauen zu tun.


Das, was wir jetzt als Kirche

zu tun haben, müssen wir

um des Menschen willen tun

und weil wir es den Menschen

schuldig sind. In jedem Fall

unserem Gott.


Wir müssen es

so gut tun, wie wir es können.

Ob daraus neues Vertrauen

erwächst oder nicht, liegt

nicht allein in unserer Hand,

das liegt in den Händen

vieler anderer auch.


Lernt aus dem

Vergleich mit

dem Feigenbaum.

Versteht aufgrund

der Zeichen

der Zeit.


Ich will meine

Hoffnung auf einen

neuen Sommer nicht

aufgeben, noch nicht.

Und ich vertraue darauf,

dass auch nach diesem

Winter eine neue Zeit

des Aufkeimens und

des Blühens kommen

wird. Diese Hoffnung

aufzugeben, würde

bedeuten, mich selbst

aufzugeben. Das will

ich nicht! Auf keinen

Fall!



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