Lernen sollen wir,
aus dem Vergleich mit
dem Feigenbaum.
Verstehen sollen wir,
aufgrund der Zeichen
der Zeit.
„Sobald die Zweige
des Baumes saftig werden
und Blätter treiben, erkennt
ihr, dass der Sommer nahe
ist.“
Die Zeichen
verheißen keinen
Sommer. Das Gegenteil
scheint der Fall zu sein:
Mit dem Blick auf ihre
Kirche sprechen viele
von einer winterlichen
Kirche, in der nach und
nach so ziemlich alles,
was ihnen bislang
lieb und teuer
gewesen ist, in sich
zusammenfällt.
Die Kirche, ich sage damit
nichts aufregend Neues,
steckt in der Krise, nicht nur
durch den Missbrauch.
Die Zahlen der Mitglieder,
Neupriester und Gottesdienst-
besucher gehen rapide zurück.
Es wird kalt in unseren
Reihen. Wir fahren auf
eine Wand zu: winterliche
Kirche. Viele machen sich
Sorgen, noch.
„Wenn wir nichts verändern,
dann werden wir radikal
verändert. Wir werden nämlich
gegen Null gehen.“
Die Weiterentwicklung,
das Weitergeben der Tradition
stockt seit Jahrzehnten – und die
Auswirkungen nehmen wir
massiv wahr.
Deshalb brauchen
wir einen radikalen
Perspektivenwechsel.
in unserer Kirchen
und nicht nur
hier.
Es ist nicht zu übersehen,
dass unsere Gesellschaft und
mit ihr eine ganze Welt
einer Korrektur bedarf,
weil man nicht mehr
länger so weitermachen
kann in Fragen der
Flüchtlingspolitik,
mit dem Klimawandel und
in vielem anderen mehr –
weitermachen darf!
Winterliche Kirche.
Winterliche Welt.
Für wen sind wir eigentlich da?
Für wen ist die Kirche da?
Die Krise ist am Laufen und sie hat
auch mit gesellschaftlichen Trends
zu tun. Trends, die wir überhaupt
nicht steuern können.
Die Individualität,
das Pluralisieren, welches eher
auseinandertreibt als zusammenführt
und viele andere Aspekte.
Wir stoppen die Krise nicht.
Die Frage ist möglichweise die:
Worin stoppt uns die Krise?
Kann es sein, dass uns Gott
mit den Zeichen dieser Zeit
eine Botschaft ans Herz
legt?“
„Lernt aus dem Vergleich
mit dem Feigenbaum.“
Wir werden keine
Massenbewegung mehr sein
und dennoch sollte Kirche
immer alle Menschen
ansprechen.
Kirche ist und bleibt
immer für den Menschen
da. Wenn nicht, dient
sie zu nichts.
Im Klartext:
Wir dürfen
uns nicht zurückziehen,
nicht sagen:
„Wir machen es jetzt ganz
intensiv und richtig, egal
ob die Leute gehen oder
mit uns gehen.“
Nein, es ist nicht egal.
Das ist unsere Aufgabe:
Präsent zu sein, dort,
wo man nach Antworten
auf das Leben sucht.
Welcher Mensch suche
sie nicht!
Was lässt uns so ängstlich
sein und auf die Zeichen
der Zeit so zurückhaltend
reagieren, wenn überhaupt?
Die Frauenfrage ist eine
Zukunftsfrage in unserer Kirche.
Die Geschlechtertypologie, die sich
bis hin in die neutestamentlichen
Bilder und Aussagen wiederfindet,
kann nicht mehr Leitbild sein, weil sie uns
nicht wirklich weiterhilft, in den
Problemen, die wir heute zu
bewältigen haben.
Oder sehen Sie,
dass die Argumente für das
ausschließlich dem Mann
vorbehaltene
Priesteramt
in unseren Reihen
noch aufgenommen,
verstanden und plausibel
gemacht werden können?
Wenn wir schon so weit sind,
muss ich mich da nicht fragen
lassen, ob ich weiterhin so
argumentieren kann?
Zugegeben, es gibt viel
Gegenwind für Reformprojekte.
Vor Ort, im Vatikan, weltkirchlich
betrachtet. Deutschland beschließt
Reformen, die dann später
möglichweise nicht umgesetzt
werden können.
Ich möchte nicht noch mehr
Enttäuschung in unserer Kirche
und möglichweise schlechter
da stehen als vorher.
Der Geduldsfaden ist zum
Zerreisen gespannt. Die hohen
Zahlen von Kirchenaustritten
sind Signale:
Wir wählen euch ab.
Wir sind nicht zufrieden mit dem,
wie sich die Kirche verändert,
schon gar nicht mit dem
Tempo der Veränderung.
Wir wären ja gerne dabei.
Wir wollen unseren Glauben
bewahren, aber wir sehen nicht,
wie wir das mit dieser Kirche
tun können.
Das Drama ist also da.
Kann es noch schlechter
werden?
Ich bin Christ,
zudem Vertreter dieser
Kirche, deren Glauben
ich mich zutiefst verbunden
weiß, wie viele von Ihnen
sicherlich auch, und ich
möchte dies wieder mit
erhobenen Haupt und
geradem Rücken sagen
können: „Ich bin Christ.
Ich bin katholisch.
In dieser Kirche
habe ich mein
Zuhause.“
Viele können das nicht mehr,
weil sie sich fremdschämen,
weil sie sich direkt rechtfertigen
müssen. Das alles hat mit
verlorenem Vertrauen zu tun.
Das, was wir jetzt als Kirche
zu tun haben, müssen wir
um des Menschen willen tun
und weil wir es den Menschen
schuldig sind. In jedem Fall
unserem Gott.
Wir müssen es
so gut tun, wie wir es können.
Ob daraus neues Vertrauen
erwächst oder nicht, liegt
nicht allein in unserer Hand,
das liegt in den Händen
vieler anderer auch.
Lernt aus dem
Vergleich mit
dem Feigenbaum.
Versteht aufgrund
der Zeichen
der Zeit.
Ich will meine
Hoffnung auf einen
neuen Sommer nicht
aufgeben, noch nicht.
Und ich vertraue darauf,
dass auch nach diesem
Winter eine neue Zeit
des Aufkeimens und
des Blühens kommen
wird. Diese Hoffnung
aufzugeben, würde
bedeuten, mich selbst
aufzugeben. Das will
ich nicht! Auf keinen
Fall!