Kreuz und Nachfolge

Kreuz und Nachfolge - Lk 9,18-24


Es klingt hart.

Doch unsere Erfahrungen

mit diesem Leben und

seinen Herausforderungen

sprechen keineswegs

vom Gegenteil.


Das Leben ist hart.

Es kann schwer auf

einem zu liegen kommen.

Vor allem die Herausforderungen,

die es für jeden von uns mit sich

bringt. Das ist keineswegs

nur schön.


Nein, das Leben ist nicht

nur schön. Es ist oftmals

eine Zumutung an den

einzelnen Menschen.

Eine Zumutung, die

durchaus zum Kreuz

werden kann.


Jeder von uns kennt

das. Ausnahmen gibt es

tatsächlich wenige. Es kommt

der Moment, da stellt sich

das Kreuzes uns mitten in den

Weg; erlaubt es nicht, dass

wir uns an ihm vorbeidrücken.

Unverrückbar versperrt

es uns den Weg, stoppt

uns in unserem

Weitergehen.


Wenn man mit

dem Leiden von Menschen

konfrontiert wird.

Wenn man mit dem ganz

eigenen persönlichen

Leiden konfrontiert

wird.

Es gibt auch

die kleinen Leiden,

die zum Kreuz werden können.

Die uns derart besetzen

können, dass sie uns

alle Freude nehmen,

sich fest in unserem

Herzen einnisten.


Jeder hat sein Kreuz.

Auch wenn es nicht

gleich ans Licht kommt,

trägt jedes menschliche

Herz irgendeinen Schmerz

mit sich. Zuweilen scheint

es, dass die vielen kleinen

Kreuze schwerer zu tragen

sind als die großen.


Es klingt hart.

Jesus meint, man solle

sein Kreuz auf sich nehmen.

Das sei eine Voraussetzung,

ihm nachfolgen

zu können.


Was heißt

das eigentlich:

„Sein Kreuz auf sich

zu nehmen?“


Sicherlich nicht, dass ich

nach Schmerzen Ausschau

halten soll. Es bedeutet

auch nicht, dass ich nach

Problemen suchen soll.

Schließlich haben wir

alle genug davon.

Es kann auch nicht heißen,

mit sich selbst hart umzugehen.

Das ist nicht das, was Jesus

meint.


Sein Kreuz auf sich zu

nehmen, bedeutet vor

allem, zuzugeben, wo wir

leiden und dieses Leiden

anzuerkennen.


Es gibt immer irgendeinen

Schmerz, den wir irgendwie

unterdrücken und nicht

ganz ernstnehmen.

Aber dieser Schmerz

ist ein Kreuz.


Was schmerzt Sie persönlich?

Was machen Sie als ihr ganz

eigenes Kreuz in Ihrem

Leben aus?


Geben Sie es zu?

Sagen Sie ja dazu?


Das Bemerkenswerte dabei ist,

dass bereits die Fähigkeit, diese

kleinen Verletzungen wahrzunehmen,

es uns ganz langsam ermöglicht,

in unser eigenes Haus heimzukommen

und nicht davor Angst zu haben,

dass etwas noch Schlimmeres

kommen könnte. Wir haben dann

keine Angst, weil wir schon

anzuerkennen bereit

sind, dass uns das

zusetzt.


Es ist uns bekannt.


Jesus sagt:

„Nimm dein Kreuz auf dich!“

Er sagt nicht: „Richte dir dein

Kreuz her“, „Mach dir dein

Kreuz“ oder „Geh deinem

Kreuz nach“, sondern:

Habe den Mut, deinen

Schmerz zu sehen.


Wir leben in einer

Kultur, die immerzu diese

innerlichen Schmerzen

leugnet, was dann nicht

weniger weh tut.


„Mein Partner, meine Partnerin

ist gestorben. Ich muss tapfer

bleiben.“

„Meine Freundin ist schwer

erkrankt. Ich darf mir meine

eigene Hilflosigkeit nicht

anmerken lassen.“

„Meine eigenen Kinder

finden keinen Zugang

zum Glauben und zur

Kirche. Aber ich halte

ihnen gegenüber meinen

Mund und wenn es noch

so weh tut.“

„Mein Freund hat mich

sehr enttäuscht. Ich hätte

gerade jetzt von ihm Hilfe

gebraucht. Aber ich schlucke

die Enttäuschung hinunter.“


Es gibt eine Menge Stellen,

an denen wir wirklich Schmerzen

empfinden. Wir sollten sie nicht

leugnen. Wir sollten sie nicht

ignorieren.


Lieber sagen:

„Ja, das ist schwierig

und ich will es so annehmen.“

„Ja, an dieser Stelle tut es

weh. Das ist mein Leben,

und mein Leben bringt auch

Schmerzen und sein Leiden

mit sich.“


Können Sie das aushalten?

Können Sie dazu Ja sagen?

Können Sie dieses Leben führen?

Dieses Leben, das schmerzlich

ist und einzigartige Verletzungen

aufweist, aber zu Ihnen gehört?


„Wir erfahren uns durch

die Ereignisse des Lebens in

gewissen Entfaltungsmöglichkeiten

als eingeschränkt, behindert“,

schreibt Pierre Stutz,

„Wenn wir uns lange Zeit lassen,

um dazu Ja zu sagen, ersteht

eine neue Lebensqualität:

Auferstehung hier und jetzt.

Verwundbar, verletzlich,

berührbar bleiben ist das

Ziel eines spirituellen Weges.

Sich darin nicht verlieren,

nicht in der Opferrolle

bleiben, ist uns verheißen

im Annehmen unserer

wunden Punkte

und im Wissen um unsere

blinden Flecken.“


Ich möchte lernen, immer mehr,

mein Leben anzunehmen, und zwar

so, wie es ist. Auch mit seinen

Verletzungen, weil ich glaube,

dass ich erst dadurch wieder

in der Lage sein werde, die

Freude zu schmecken, die

Gott mir an diesem Leben

schenken will.

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