Es klingt hart.
Doch unsere Erfahrungen
mit diesem Leben und
seinen Herausforderungen
sprechen keineswegs
vom Gegenteil.
Das Leben ist hart.
Es kann schwer auf
einem zu liegen kommen.
Vor allem die Herausforderungen,
die es für jeden von uns mit sich
bringt. Das ist keineswegs
nur schön.
Nein, das Leben ist nicht
nur schön. Es ist oftmals
eine Zumutung an den
einzelnen Menschen.
Eine Zumutung, die
durchaus zum Kreuz
werden kann.
Jeder von uns kennt
das. Ausnahmen gibt es
tatsächlich wenige. Es kommt
der Moment, da stellt sich
das Kreuzes uns mitten in den
Weg; erlaubt es nicht, dass
wir uns an ihm vorbeidrücken.
Unverrückbar versperrt
es uns den Weg, stoppt
uns in unserem
Weitergehen.
Wenn man mit
dem Leiden von Menschen
konfrontiert wird.
Wenn man mit dem ganz
eigenen persönlichen
Leiden konfrontiert
wird.
Es gibt auch
die kleinen Leiden,
die zum Kreuz werden können.
Die uns derart besetzen
können, dass sie uns
alle Freude nehmen,
sich fest in unserem
Herzen einnisten.
Jeder hat sein Kreuz.
Auch wenn es nicht
gleich ans Licht kommt,
trägt jedes menschliche
Herz irgendeinen Schmerz
mit sich. Zuweilen scheint
es, dass die vielen kleinen
Kreuze schwerer zu tragen
sind als die großen.
Es klingt hart.
Jesus meint, man solle
sein Kreuz auf sich nehmen.
Das sei eine Voraussetzung,
ihm nachfolgen
zu können.
Was heißt
das eigentlich:
„Sein Kreuz auf sich
zu nehmen?“
Sicherlich nicht, dass ich
nach Schmerzen Ausschau
halten soll. Es bedeutet
auch nicht, dass ich nach
Problemen suchen soll.
Schließlich haben wir
alle genug davon.
Es kann auch nicht heißen,
mit sich selbst hart umzugehen.
Das ist nicht das, was Jesus
meint.
Sein Kreuz auf sich zu
nehmen, bedeutet vor
allem, zuzugeben, wo wir
leiden und dieses Leiden
anzuerkennen.
Es gibt immer irgendeinen
Schmerz, den wir irgendwie
unterdrücken und nicht
ganz ernstnehmen.
Aber dieser Schmerz
ist ein Kreuz.
Was schmerzt Sie persönlich?
Was machen Sie als ihr ganz
eigenes Kreuz in Ihrem
Leben aus?
Geben Sie es zu?
Sagen Sie ja dazu?
Das Bemerkenswerte dabei ist,
dass bereits die Fähigkeit, diese
kleinen Verletzungen wahrzunehmen,
es uns ganz langsam ermöglicht,
in unser eigenes Haus heimzukommen
und nicht davor Angst zu haben,
dass etwas noch Schlimmeres
kommen könnte. Wir haben dann
keine Angst, weil wir schon
anzuerkennen bereit
sind, dass uns das
zusetzt.
Es ist uns bekannt.
Jesus sagt:
„Nimm dein Kreuz auf dich!“
Er sagt nicht: „Richte dir dein
Kreuz her“, „Mach dir dein
Kreuz“ oder „Geh deinem
Kreuz nach“, sondern:
Habe den Mut, deinen
Schmerz zu sehen.
Wir leben in einer
Kultur, die immerzu diese
innerlichen Schmerzen
leugnet, was dann nicht
weniger weh tut.
„Mein Partner, meine Partnerin
ist gestorben. Ich muss tapfer
bleiben.“
„Meine Freundin ist schwer
erkrankt. Ich darf mir meine
eigene Hilflosigkeit nicht
anmerken lassen.“
„Meine eigenen Kinder
finden keinen Zugang
zum Glauben und zur
Kirche. Aber ich halte
ihnen gegenüber meinen
Mund und wenn es noch
so weh tut.“
„Mein Freund hat mich
sehr enttäuscht. Ich hätte
gerade jetzt von ihm Hilfe
gebraucht. Aber ich schlucke
die Enttäuschung hinunter.“
Es gibt eine Menge Stellen,
an denen wir wirklich Schmerzen
empfinden. Wir sollten sie nicht
leugnen. Wir sollten sie nicht
ignorieren.
Lieber sagen:
„Ja, das ist schwierig
und ich will es so annehmen.“
„Ja, an dieser Stelle tut es
weh. Das ist mein Leben,
und mein Leben bringt auch
Schmerzen und sein Leiden
mit sich.“
Können Sie das aushalten?
Können Sie dazu Ja sagen?
Können Sie dieses Leben führen?
Dieses Leben, das schmerzlich
ist und einzigartige Verletzungen
aufweist, aber zu Ihnen gehört?
„Wir erfahren uns durch
die Ereignisse des Lebens in
gewissen Entfaltungsmöglichkeiten
als eingeschränkt, behindert“,
schreibt Pierre Stutz,
„Wenn wir uns lange Zeit lassen,
um dazu Ja zu sagen, ersteht
eine neue Lebensqualität:
Auferstehung hier und jetzt.
Verwundbar, verletzlich,
berührbar bleiben ist das
Ziel eines spirituellen Weges.
Sich darin nicht verlieren,
nicht in der Opferrolle
bleiben, ist uns verheißen
im Annehmen unserer
wunden Punkte
und im Wissen um unsere
blinden Flecken.“
Ich möchte lernen, immer mehr,
mein Leben anzunehmen, und zwar
so, wie es ist. Auch mit seinen
Verletzungen, weil ich glaube,
dass ich erst dadurch wieder
in der Lage sein werde, die
Freude zu schmecken, die
Gott mir an diesem Leben
schenken will.