Fischer sind sie.
Ganz normale Fischer
mit einem ganz normalen
Leben. Da ist nichts
Besonderes, nichts, das
hervorstechen würde
oder auffallend sei.
Ein ganz normaler
Beruf eben.
Bis zu dem Augenblick,
indem sie es mit Jesus
zu tun bekommen.
Die Begegnung scheint
ihnen zunächst nicht
ganz geheuer zu sein,
denn dieser schickt
sie, die Erfahrenen,
ein zweites Mal
hinaus auf den See
zum Fische fangen.
Was zuvor nicht
gelang, das gelingt auf
Jesu Wort hin: Die Netze
sind voll mit Fischen.
Im Vergleich zu dem, was
jetzt folgt, scheint dieses Wunder
zweitrangig zu sein.
Jetzt geht es um das Eigentliche,
um das, was Jesus tatsächlich
von diesen Männern will:
Menschen sollen sie fangen.
Menschen für Gott.
Die Formulierung
ist unglücklich.
Sie besitzt einen negativen
Beigeschmack.
Kein Mensch
soll gegen seinen Willen
zu Gott finden. Gott erwartet
die freie Entscheidung des
Menschen für ihn,
seine Zustimmung mit dem
ganzen Herzen.
Mit Gefangennehmen
und Zwang hat das gar
nichts zu tun.
Vielleicht wäre ein
anderes Wort passender!
Wie wäre es mit
der Formulierung:
„Menschen für Gott
begeistern“?
Damit aber fiele
der Blick wieder auf jeden
einzelnen von uns
und die Frage
steht im Raum, ob
wir in der Lage sind,
andere Menschen
tatsächlich und wirklich
für Gott zu begeistern?
Unsere Situation als
Kirche heute
unterscheidet sich nicht
wesentlich von
der Lage der Jünger damals.
Sie fangen nichts.
Die Netze bleiben leer.
Nichts kann ins Boot
geholt werden.
Woran liegt es?
Woran fehlt es uns
in unseren Gemeinden
und unserer Kirche?
In einem Gebet heißt es:
„Herr, die ganze Nacht
mühten wir uns ab,
was heißt die ganze Nacht:
Tag und Nacht.
Alles haben wir versucht:
Unsere Erfahrungen
haben wir eingebracht,
mit den neuesten Methoden
haben wir gearbeitet,
die Gesetze der Psychologie beachtet,
aber wir haben so wenig erreicht.
Der Herr sagt:
Ja, ihr habt so viel investiert,
habt alles Mögliche versucht,
aber eines habt ihr vergessen:
Dies alles in Einheit mit mir zu tun.
Ich würde euch so gern helfen,
aber ihr meint, alles allein schaffen
zu müssen.
Ihr gebt zu viel auf euer Planen,
aber zu wenig auf mein Wirken.
Ihr setzt zu viel auf euer Wollen,
aber zu wenig auf meinen Willen.
Ihr nehmt euch selbst zu wichtig,
aber mit mir rechnet ihr nicht.
Vertraut mir,
haltet euch an mein Wort,
dann werft von neuem das Netz aus.
Ihr werdet staunen!“
Kann man es noch
deutlicher sagen, von welchen
„Dämonen“ die Kirche sich
so plagen lässt, dass
sie oft wie gekrümmt wirkt
und nicht mehr aufrecht,
voller Lebensmut und Lebensfreude
gehen kann und
woran auch unsere Gemeinden
oftmals kranken?
Es ist die
Selbstüberschätzung
mancher, die meinen,
ohne sie ginge es nicht.
Es ist der Neid
mancher, mit dem sie
misstrauisch auf jedes
neue Gesicht in der Gemeinde
schauen, das sich gerne
einbringen möchte.
Es ist die Eifersucht
mancher, die andere
neben sich nicht gelten
lassen wollen.
Argwohn,
Misstrauen,
Eigennutz,
Tratsch,
Größenwahn,
Bosheit,
Geltungssucht
und Hintergedanken
spielen dabei ebenso
eine Rolle.
Und die, die sich das
nicht mehr länger antun
wollen, suchen das Weite
und jene Orte auf,
an denen sie
dem Eigentlichen,
dem Wesentlichen auf
die Spur kommen wollen:
der Erfahrung der Nähe Gottes
und seiner Gegenwart
in ihrem Leben.
Medard Kehl, Jesuit,
schreibt in seinem Buch:
„Mit der Kirche fühlen“:
„Der Funke der Freude
am Glauben kann wohl nur
dann noch überspringen
und die große Zahl der Müden
und Gleichgültigen erreichen,
wenn wir uns jeden Tag neu
von Jesus, der menschgewordenen
Sympathie Gottes zu seinen
Geschöpfen, inspirieren
lassen, wenn wir einfach
ihn durch uns sprechen
lassen und ganz absichtslos
seine Botschaft von
der Menschenfreundlichkeit
Gottes zu leben versuchen.“
Und weiter:
„Die Kirche ist für alle da.
Für Gerechte und Ungerechte,
Sympathen und Unsympathen,
Dumme und Gescheite;
für Sentimentale ebenso wie
Unterkühlte, für Neurotiker,
Psychopathen, Sonderlinge,
für Heuchler; für Feiglinge
und Helden, Großherzige
und Kleinliche.
Für zwanghafte Legalisten,
hysterisch Verwahrloste,
Infantile, Süchtige und Perverse.
Auch für kopf- und herzlose
Bürokraten,
für Fanatiker und auch
die Minderheit von gesunden,
ausgeglichenen, reifen,
seelisch und geistig
begabten liebesfähigen
Naturen.“
Es ist Zeit,
umzudenken;
die Netze noch
einmal auszuwerfen,
aber auf sein Wort hin
und in seiner Absicht.
Eben in Einheit
mit ihm und nicht
gegen ihn oder
gänzlich ohne
ihn.
Papst Franziskus
schreibt in Evangelii Gaudium:
„Mit Jesus vereint,
suchen wir, was er sucht,
lieben wir, was er liebt.
Letztendlich suchen wir
die Ehre des Vaters und
leben und handeln „zum
Lob seiner herrlichen
Gnade“. Wenn wir uns
rückhaltlos und beständig
hingeben wollen,
müssen wir über jede
andere Motivation
hinausgehen.
Dies ist das endgültige,
tiefste, größte Motiv,
der letzte Grund
und Sinn von allem
anderen: Er geht
um die Herrlichkeit des
Vaters, die Jesus während
seines ganzen Lebens
suchte.“ EG 267
Noch einmal:
Es ist Zeit,
umzudenken,
uns zu besinnen
und anders zu positionieren
als Einzelne,
als Gemeinde,
als Kirche.
Miteinander.
Ich glaube,
dann könnten wir uns
auf einen reichen
Fang einstellen
und unser Staunen
fände kein Ende.
Einen Versuch
wäre es wert.
Meinen Sie nicht
auch?