„Hoffnung wagen.“
So ist ein Buch
des früheren
amerikanischen Präsidenten
Barack Obama betitelt.
In diesem Buch berichtet er
über seine eigene Entscheidung
für den christlichen Glauben.
Er schreibt dabei über den Hunger
im Herzen eines jeden Menschen:
Jeden Tag, so scheint es,
absolvieren die Amerikaner
ihr Routineprogramm:
die Kinder zur Schule bringen,
ins Büro fahren,
zu einem Geschäftstermin fliegen,
einkaufen im Supermarkt,
versuchen, die letzte Diät durchzuhalten.
Und irgendwann erkennen sie,
dass etwas fehlt.
Sie kommen zu dem Schluss,
dass ihre Arbeit,
ihr Besitz,
ihre Unterhaltungen,
ihr dauerndes Beschäftigtsein
nicht genug sind.
Sie wollen ein Ziel haben,
einen Rahmen für ihr Leben,
etwas,
das gegen eine chronische Einsamkeit
hilft oder sie aus der öden Tretmühle
des Alltags herausholt.
Sie möchten,
dass jemand Anteil an ihrem Leben nimmt
und ihnen zuhört.
Sie streben nach der Gewissheit,
dass ihr Leben nicht nur eine lange Reise
ins Nichts ist.
Du.
Ich.
Jeder Mann,
jede Frau
weiß darum.
Und –
wir spüren es.
Und –
wir ahnen es.
Und –
wir haben Angst,
es zuzugeben
und uns einzugestehen:
In allem, was diese Welt
zu geben hat, ist zu wenig,
als dass wir darin,
wirklich und tatsächlich
unsere Erfüllung finden
und unsere Sehnsucht stillen
könnten.
Und es treibt viele die Angst
vor der Sinnlosigkeit des Lebens,
vor den zerreißenden Schuldgefühlen,
die sie oftmals mit sich tragen,
vor dem Tod, dem eigenen,
vor der quälenden Einsamkeit,
immer wieder nach vorne,
einfach nur weg von dem
Ort, an dem sie sich
gerade aufhalten.
Jesus sendet seine Jünger aus.
Mit ihnen unzählige andere,
die ihm bislang gefolgt waren.
Hingehen sollen sie zu den Menschen.
Sie auf ihren Hunger nach Sinn,
sie auf ihre Sehnsucht nach Leben,
sie auf ihren Wunsch nach Vergebung
und Liebe ansprechen.
Und heilen sollen sie,
jeden, der danieder liegt.
Dann kommen sie zurück.
Sie berichten davon,
wie sie Menschen wieder ins Leben
zurückgeholt haben,
wie sie Menschen wieder
den Blick geweitet haben
auf das hin, was tatsächlich
und wirklich zählt,
wie sie Menschen wieder Wege
aufgezeigt haben,
heraus aus den Gefangenschaften,
die ihr bisheriges Leben nur
eingeengt hatten.
Jesu Name war ihnen dabei
nicht nur Programm.
Jesu Name war ihnen Stärke
und Kraft, das Böse nicht zu fürchten,
vielmehr das Gute zu tun.
„Die Ernte ist groß.“
In der Tat.
Wie viele Menschen
irren auch in unserer
Welt heute umher.
Menschen auf der Suche
nach einem Rahmen
für ihr Leben und etwas gegen
ihre chronische Einsamkeit.
Menschen auf der Suche
nach etwas, das sie herausholt
aus der öden Tretmühle des Alltags.
Menschen auf der Suche
nach jemanden, der Anteil
an ihrem Leben nimmt
und ihnen zuhört.
Menschen auf der Suche
nach dem unverwechselbaren
Sinn ihres Lebens.
Menschen
mit einem großen Loch
in ihrem Inneren,
das anscheinend mit nichts
zu füllen ist,
das wirklich hält,
das wirklich trägt,
das wirklich satt macht,
den Hunger der Seele
zu stillen vermag.
Die Ernte ist groß …
aber es gibt zu wenig Arbeiter …
In der Tat:
Es gibt zu wenig Arbeiter,
in unserer Kirche,
die sich wirklich der
ins Auge stechenden Nöte der
Menschen annehmen.
Es gibt zu wenig Arbeiter,
denen wirklich die Bedürfnisse
der Menschen am Herzen liegen.
Es gibt zu wenig Arbeiter,
die wirklichen Anteil nehmen
und zuhören.
Es gibt zu wenig Arbeiter,
die hinausgehen,
die Menschen auf
ihre Sehnsüchte ansprechen
und ihnen Wege zu einem
erfüllten Leben aufweisen.
Die Wiener Theologin
Regina Polak sieht einen
dramatischen Abbruch
bei der Weitergabe des
Glaubens.
„Die katholische Kirche
droht eine ganze Generation
zu verlieren oder hat eine
große Mehrheit schon
verloren“, sagt sie.
Und von jenen,
die sich noch beteiligen,
resignieren oder schämten
sich viele für ihre Kirche.
Insbesondere junge
Frauen.
Der Vorwurf, der in der
letzten Ausgabe von Christ in
der Gegenwart zu lesen war,
steht im Raum:
„Kirche, Kirche und nochmals
Kirche. Die Wahrnehmungen
des Christentums dreht sich
fast nur noch um eine imaginäre
„Institution“, die angeblich
den Anschluss an die Zeit
verpasst hat und sich
von einem Skandal zum
anderen wälzt.“
Die Frage stellt sich:
Was ist uns wichtig?
Was ist uns als Gemeinde wichtig?
Was ist uns als Christen wichtig?
Wofür wollen wir stehen?
Für wen wollen wir gehen?
Was ist Sinn und Ziel
unserer Nachfolge?
Alfred Delp,
ein dem Nationalsozialismus
zum Opfer gefallener Jesuitenpater
schreibt hierzu:
Das Schicksal der Kirche
wird in der kommenden Zeit
nicht von dem abhängen,
was ihre Prälaten und führenden Instanzen
an Klugheit, Gescheitheit,
„politischen Fähigkeiten“ usw. aufbringen.
Auch nicht von den „Positionen“,
die sich Menschen
aus ihrer Mitte erringen konnten.
Das alles ist überholt.
Was zählt ist die Rückkehr der Kirchen
in die Diakonie:
in den Dienst der Menschheit.
Es wird kein Mensch an die Botschaft
vom Heil und vom Heiland glauben,
wenn es uns nicht gelingt einander zu dienen
und füreinander dazu sein.
Delps Anliegen spiegelt
sich in aktuellen Debatten
wider.
Da heißt es:
Dass die Kirche
zu einer „Mitmachkirche“
werden muss. Sie stärker
von unten nach oben
zu organisieren ist.
Die Herausforderung
für die Kirche bestünde
u.a. darin, die Erfahrungen
und Denkweisen junger
Menschen ernster zu
nehmen und sich
mit ihnen auseinander-
zusetzen.
Dass sich dies lohnt,
hat mit eine Begegnung
mit einer Gruppe von
Firmlingen in der
vergangenen Woche
gezeigt.
Einen ganzen Abend
haben wir miteinander
geredet. Offen, ehrlich,
kritisch, interessiert
aneinander.
Das hat mir gut getan.
Davon waren auch
die Jugendlichen
bewegt.
Ich weiß,
dass man solche Begegnungen
nicht machen kann. Sie sind
und sie bleiben ein Geschenk.
Doch Kirche sollte offen
bleiben für diese Geschenke
von oben. Sie enthalten
so viel an Segen für
alle Beteiligten.
Kontaktanzeige, so heißt
ein Gedicht von Hermann
Coenen:
Eine Kontaktanzeige
möchte ich aufgeben
und habe einen Text dafür
entworfen:
Ich suche einen,
der mich trägt,
der mich erträgt,
für den ich tragbar bin,
der mich erträglich findet.
einen, der belastbar ist,
der meine Last aushält
und sie nicht abwirft,
auch wenn ich mir selbst
manchmal zur Last bin.
Auch dann, wenn ich ihm
zur Belastung werde
und lästig falle.
Ich suche einen, der mich trägt.
Einen mit straken Schultern, der etwas aushält, einen mit starken Nerven, der durchhält.
Einen Christopherus, der sich auskennt
in den Stromschnellen des Lebens
und der eine sichere Furt weiß.
Einen, der ein bisschen weniger Angst
und ein bisschen mehr Mut hat als ich.
Ich wage die Anzeige nicht abzuschicken,
denn ich fürchte, ich bin nicht der einzige,
der solche Wünsche hat.
ich fürchte, da sind zu viele,
die getragen werden möchten,
und zu wenige, die bereit sind
zu tragen.
Das ist unsere Not.
Die Not der Kirche:
Dass viele nicht mehr
in der Lage sind zu tragen,
vor allem dieses System
Kirche nicht mehr mitzutragen
bereit sind, weil sie selbst
auf der Suche nach
Befreiung, Heil
und Erlösung
sind.
Mit einem Gebet
will ich abschließen:
Christus,
unterscheide uns,
damit wir uns unterscheiden!
Sprenge uns
von unseren Bänken,
dass wir sie wegrücken!
Kreuzige
unsere Gleichförmigkeit
denn in ihr stirbt dein Geist!
Schreie
nach unserem Können!
Wie wenig haben wir vollbracht!
Aber ermögliche uns
uns zu erheben
mit unseren bleiernen Füßen
mit deiner Lebendigkeit,
dass wir luftig denken
und Feuer und Flamme sind
im Aufbruch.