Jetzt kann man
sie wieder steigen sehen,
hoch in die Luft, dem Himmel
entgegen.
Kleine Luftballons
mit einem Faden dran,
an dem eine Karte
hängt. Anlässe zum
Steigenlassen der
Ballons gibt es
zu genüge:
Hochzeiten.
Jubiläen.
Kindergeburtstage.
Um nur einige Beispiele
zu nennen.
Eine Freundin
erzählte mir, dass sie
unlängst einen blauen
Luftballon in ihrem
Garten gefunden
hätte, einen Ballon
mit einem Zettel
dran:
„Ich wünsche euch,
dass eure Beziehung
in Bewegung bleibt,
alles ist besser als
Langeweile“, stand
darauf zu lesen.
Die Fahrt eines
solchen Ballons findet
konsequenterweise
immer dann ein Ende,
wenn zu wenig Luft
in dem Ballon ist, oder
er einfach, aus welchen
Gründen auch immer,
platzt.
Dann landet
er irgendwo.
Manchmal
wird er gefunden,
manchmal aber
auch nicht.
Mir geht der kleine
blaue Luftballon nicht
aus dem Kopf.
Wer weiß wie lange
er in der Luft gewesen
ist. Möglichweise kam
er schneller auf den
Boden zurück, als
dem Absender lieb gewesen
ist und dies mit
einer Botschaft
an seinen Finder.
Die Karte, so verriet
mir meine Freundin,
war Anlass zu einem
langen Gespräch zwischen
ihr und ihrem Mann.
Ich überlege mir,
welche Botschaften Jesu
uns Menschen Anlass zum
Gespräch und auch
zum Handeln geben
könnten.
Gerade
in einer Zeit wie dieser,
mit all ihren Herausforderungen
und Ungereimtheiten, mitten
in den Zustand unserer Welt
hinein, in der sie sich
befindet.
Ich taste mich an den
Sätzen des heutigen
Evangeliums entlang.
Es hält genügend Worte
bereit, die durchaus
auf einer Karte stehen
könnten.
„Wenn jemand mich
liebt wird er mein Wort
halten.“
Dieser Satz verweist
mich auf das, was Jesus,
solange er auf Erden
war, den Menschen
zu sagen hatte:
Über Gott,
und sich selbst,
über den Menschen
und das Leben,
über die Liebe,
und die Vergebung,
über die Güte,
und die Barmherzigkeit,
über den Sinn, der über
allem liegt und den Absichten
Gottes mit dem Leben
des Menschen.
Es erinnert mich an
das Gleichnis vom Hausbau
und Jesu Einladung,
als Fundament des
eigenen Lebens sein
Wort zu nutzen
und nichts anderes,
weil eben nur sein Wort
den Halt zu bieten
hat, den das Leben
braucht.
Gibt es ein
Wort Jesu,
das nachhaltig
ihr Leben geprägt
hat?
Ein Wort, das ihnen
die Richtung
weißt?
Ein Wort, das sie nicht
verzagen lässt in Zeiten,
in denen die Hoffnung
spröde wird?
„Mein Vater wird ihn
lieben und wir werden
zu ihm kommen und bei
ihm Wohnung nehmen.“
Bin ich mir bewusst,
dass Gott in mir sein Zuhause
hat? Er wohnt in mir. Er ist da.
In mir zugegen.
Was macht dieses Wissen
mit mir? Ist es mir unheimlich?
Macht es mir Angst, dass
Gott mir so nah kommt?
Oder freue ich mich
über seine Gegenwart
in meinem Leben,
in meinem Atmen,
in jedem Pulsschlag?
Gott hat aber nicht nur
in mir sein Zuhause.
Auch im Menschen
neben mir ist Gott
daheim:
„Von hinten und
von vorne hast du mich
umschlossen, hast auf
mich deine Hand
gelegt.“ betet
der Psalmist und weiter:
„Zu wunderbar ist für
mich dieses Wissen,
zu hoch, ich kann es
nicht begreifen“
(Psalm 139)
Das Wissen, dass Gott
in jedem Menschen
sein Zuhause hat,
könnte eine ganze
Welt verändern.
Dazu muss
dieses Bewusstsein
unter uns Menschen
wachsen, immer mehr.
Wir dürfen es nicht
zulassen, dass die
Gottesherrlichkeit
eines Menschen mit
Füßen getreten wird.
Auch die Schöpfung
will Gottes Zuhause sein.
Wir gehen sehr oft nicht weniger
unachtsam mir ihr um,
als mit unseren
Mitmenschen.
„Weißt du, wo
der Himmel ist,
nicht so hoch da oben,
sag doch ja
zu dir und mir,
du bist aufgehoben“
schreibt Wilhelm
Willms.
Fühle ich mich in
Gott aufgehoben?
Spüre ich mich bei
ihm geborgen?
Weiß ich mich
von ihm geliebt?
Gestehe ich anderen
diese Liebe Gottes
zu? Ein „Ja“ hat
Konsequenzen!
Unbedingt!
„Der Beistand, der
Heilige Geist“ ist die Konsequenz
des Weggehens Jesu von
seinen Jüngern.
Ihn
sagt er ihnen zu.
Er ist es, der fortan
in seiner Kirche wirken
soll, sollte, muss!
Sich dem Wirken des
Heiligen Geistes zu entziehen,
bedeutet, sich
ihm zu entziehen,
Christus.
Spüre ich das Wirken
des Geistes?
In mir?
In meiner Gemeinde?
In meiner Kirche?
In dieser Welt?
Von Mensch zu Mensch?
Sein Wirken hat es
in sich. Stellt alles auf den Kopf.
Schafft etwas neues. Eine
andere Welt. Macht einen
anderen Menschen aus
uns. Lässt auch eine
andere Kirche entstehen.
Allerdings muss ich
dies auch wollen.
Sich auf den Geist
einlassen, bedeutet,
sich einem Risiko aussetzen.
Ich weiß nie, was dabei
herauskommt, wenn ich
ihm das Ruder überlasse.
Möglichweise segelt
er mit mir dorthin,
wo ich es niemals
vermutet
hätte.
Bin ich bereit,
mich darauf einzulassen?
Ist die Kirche dazu bereit?
Chancen böte es
mit Sicherheit.
Für den einzelnen.
Für die Kirche.
Für die Welt.
Wenn wir uns daran
erinnern lassen wollen,
wie Jesus seine Gemeinde
gewünscht hat, dann müssen
wir ihm das Sagen lassen.
Wesentlich für uns wäre
dabei das Hinhören auf
das, was er seinen
Gemeinden zu sagen
hat, der Geist.
Unsere Welt ist zerrissen.
Die Menschheit ist gespalten.
Unsere Augen sehen vor allem
und zumeist Zerstörung, Angst, Krieg, Leid.
Dorthin schickt Jesus sein Wort:
„Frieden hinterlasse ich
euch, meinen Frieden gebe
ich euch, nicht wie die
Welt ihn gibt, gebe ich
ihn euch.“
Waffen können keinen
Frieden schaffen.
Waffen zerstören.
Waffen töten.
Gedanken des Hasses
und der Vergeltung tun
es auch.
Frieden schaffen mit
einem offenen Herzen
für den anderen;
mit offenen Händen,
die sich versöhnend
dem anderen
entgegenstrecken;
das bleibt gefragt.
das bleibt gefordert.
Es ist viel Luft nach
oben. Über den eigenen
Schatten zu springen,
will gelernt sein.
Übende bleiben
wir ein Leben lang.
Wir hätten viele Gründe
am Leben zu verzweifeln.
Grund auch an Gott
in die Irre zu gehen.
Erst recht an unserem
Gegenüber.
Und immer wieder
auch an uns selbst.
Jesus weiß das wie
kein anderer Mensch.
Und er weiß auch,
was er vor dem Hintergrund
dieser Erfahrungen den
Menschen zusagt:
„Euer Herz beunruhige
sich nicht und verzage
nicht.“
Es ist die Angst vor
der Zukunft, die mehr oder
weniger in uns allen steckt.
Eine berechtigte Angst.
Wo kommt unser Herz
zur Ruhe? Wo finden wir
uns aufgehoben?
Ich blicke auf die Zeilen
eines bekannten Liedes,
das zumeist dann erklingt,
wenn es um Tod und
Leben geht:
„Meine Zeit steht in deinen
Händen. Nun kann ich ruhig
sein, ruhig sein in dir. Du gibst
Geborgenheit, du kannst alles
wenden. Gib mir ein festes Herz.
Mach es fest in dir.“
Vielleicht ist es jetzt
an der Zeit, einen ganz
eigenen Luftballon
in die Höhe steigen
zu lassen. Mit einer Karte
dran, mit der wir uns
ganz persönlich an
ihn wenden, der um
die Regungen unseres
Herzes weiß.
Was hätten Sie Gott
zu schreiben, zu sagen?
Tun Sie es. Schreiben Sie
es nieder. Zuhause.
Auf eine Karte.
Entweder sie finden
eine Möglichkeit, sie
tatsächlich mit einem
Ballon in den Himmel
zu schicken oder
aber sie legen diese
Karte an einem besonderen
Ort ab.
Ganz gleich, wie Sie
sich entscheiden, bleiben Sie sich gewiss,
dass Ihre Worte und Gedanken durch
die Wolken des Himmels
dringen werden, dorthin, wo
Ihr Bitten und Rufen
erhört werden.