Am Anfang steht
der Zweifel: Ob denn
alle satt werden würden?
Nein, nie und nimmer.
Das Vorhandene ist
eindeutig zu wenig.
Es reicht niemals aus
für so viele.
Gegen das Augenfällige
müssen Prophet und
Jesus erst einmal
ankommen. Große
Überzeugungsarbeit
können sie dabei nicht
leisten.
Gegen den Kleinglauben
der Menschen gehen sie
mit einem weisenden Wort
an:
„Gebt den Leuten zu essen!“
„Lasst die Leute sich
setzen!“
Daraufhin nimmt
alles seinen Lauf.
Man setzt den Menschen
das Brot vor, lässt sie es miteinander
teilen und am Ende werden
tatsächlich alle satt. Ja,
es bleibt sogar noch
übrig.
Was ist passiert?
Es war doch zu Anfang
alles so klar und offensichtlich
gewesen. Das konnte niemals
gut gehen: So wenig Brot
für so viele.
Ein Wunder.
Nachhaltig möchte man sagen.
Denn es wirkt in den Leuten
fort:
Die Menschen um Elischa
erkennen, dass Gott zu seinen
Zusagen steht. Er hält sein
Versprechen. Ich bin ein Gott
der Fülle und ich gebe euch
aus dieser Fülle heraus, mehr
als ihr überhaupt erahnen
könnt.
Die Menschen um Jesus
erkennen, dass in diesem Mann
mehr stecken muss als dies
seine Herkunft erahnen lässt.
Jesus ist ein Prophet.
Ein Mann Gottes.
Das Reich Gottes, um
das es in diesen Erzählungen
geht, beginnt hier auf der
Erde. Es beginnt heute.
Es beginnt jetzt.
Sie möchten es gerne
konkreter und genauer
gefasst? Kein Problem:
Das Reich Gottes beginnt
mit Dir und mir. Es beginnt
mit uns Menschen und mit
all dem, was wir füreinander
zum Leben und auch zum
Überleben, zum Bestehen
in dieser Welt, betragen
und dazulegen können.
Das scheint in der Tat
manchmal nicht sehr viel
zu sein.
Mit dem Blick auf
die vielen herausfordernden
Themen dieser Erde sogar
der Rede nicht wert. Kaum
des Einsatzes lohnend.
Beschämend. Niemals
genügend und
ausreichend.
Nicht mehr als
der kleine Junge zu
geben hat: Fünf
Brot, zwei Fische.
Ein Tropfen
auf den heißen
Stein.
„Der Wille zählt.
Die Absicht macht es aus.“
Sagen manche.
Ja, zweifelsohne.
Und auch der Mut, das
wenige, das man hat, aufs
Spiel zu setzen, damit nicht
zu geizen, es einander zur
Verfügung zu stellen, um
des großen Ganzen wegen,
um des Lebens willen.
Die Veränderung beginnt
im Kleinen. Von Mensch
zu Mensch.
Allein kann keiner satt
werden. Nicht wirklich.
Aber zusammen. Zusammen
scheint vieles möglich.
Die Gemeinschaft macht
stark. Die Gemeinschaft
trägt. Die Gemeinschaft
schafft Raum für eine
andere Dimension.
Denn in dieser Gemeinschaft
hat Gott seinen Platz. Dort
kann er seine Wunder bewirken.
Verändernd wirken an allen
und am Ende einen ganz neuen
Himmel und eine ganz neue
Erde erstehen lassen.
Sich als Mensch
machtlos fühlen,
beruht auf der Illusion
des Getrenntseins.
Wir sind aber nicht
getrennt voneinander,
wir sind Teil des großen Ganzen
und wirken stets im
Gesamtgeschehen mit.
„Viele kleine Leute an vielen
kleinen Orten, die viele kleine
Dinge tun, können das Gesicht
der Welt verändern.“
Diese afrikanische Weisheit
hat noch nichts an Gültigkeit
eingebüßt.
Auf das Miteinander
käme es an und dass wir
einander Vertrauen schenken,
einander nicht vorenthalten,
was wir selbst in die Hände
gelegt, geschenkt, bekommen
haben.
Isolation und Egoismus,
Absonderung und Rückzug,
Abgeschiedenheit, Eigensinn,
und Starrsinn, verhindern
Gemeinschaft.
Sie lassen eine Welt
entstehen, in der jeder sich
selbst der Nächste ist. Sie
lassen uns zu Gegnern
werden und Teilen und
Anteilnahme zu
einem Fremdwort.
Noch ein anderer Aspekt
scheint mir in diesem Zusammenhang
geradezu vernichtend zu sein.
Ich meine die Haltung vieler
unter uns in dieser Zeit
und vornehmlich auch
in unserem Land:
Mein Eindruck ist der:
Sehr oft nehmen Menschen
ganz unbewusst auf das Gesamtgeschehen
Einfluss mit destruktiver, begrenzter,
kleinlich haltender Haltung und Einstellung.
Es scheint das Bewusstsein über die Kraft,
die sich aus dem Zusammenwirken der vieler entfacht,
bei vielen immer noch nicht angekommen zu sein.
"Gebt ihr ihnen zu essen!"
sagt Jesus. Da brachten sie
fünf Brote und zwei Fische.
Und alle aßen und werden satt.
Es braucht nicht viel:
Wenn alle teilen,
dann werden alle satt.
Auch jene, die jetzt
noch skeptisch sind
und immerzu das Negative
sehen wollen, statt der
Zuversicht weiten Raum
zu geben.
„Gebt ihr ihnen zu essen!“
Es geht nicht nur um
eine Scheibe Brot. Es geht
dabei um mehr. Um alles eben,
das den Hunger des Menschen
ausmachen kann. Nicht nur
den Hunger, der aus der
Magengegend kommt.
Es geht um das
Leben.
„Gebt ihr ihnen zu essen!“
Der Auftrag gilt immer noch:
Einander zu geben und
nicht vorzuenthalten,
was Menschen zum
Leben brauchen, damit
Gott sein Wunder auch
heute wirken kann.