„Wovon das Herz überfließt,
davon spricht des Menschen Mund.“
Es ist dieser kleine Vers,
der meine Aufmerksamkeit auf
sich lenkt. Er lädt mich ein,
weiterzudenken. Achtsam
zu sein für die Menschen in
meiner Umgebung, achtsam
auch mir selbst gegenüber.
Wovon fließt mein Herz über?
Was erfüllt es? Mit was ist es
durchdrungen?
Haben Sie selbst eine Ahnung
davon, was ihr Herz erfüllt?
Den Worten zufolge ist es
ein Einfaches, zu entdecken,
wovon das Herz überfließt.
Wir müssten nur unseren
eigenen Worten Beachtung schenken,
all dem, was wir so sagen einen
ganzen lieben Tag lang; welche
Themen unser Reden beeinflussen
und welche es nicht tun.
Und wenn wir erahnen möchten,
wovon das Herz eines anderen
Menschen angefüllt ist, dann
sollten wir einmal genau auf
seine Worte achten, auf die Themen,
die er mit Vorliebe anschneidet,
auf die Dinge, die in seinen
Worten nicht vorkommen.
Es gibt Menschen, deren
Herz angefüllt ist mit Dankbarkeit.
Sie wissen und sie haben es auch
so erfahren, dass ihnen in ihrem
Leben sehr vieles geschenkt
ist. Und sie empfinden dies
nicht als selbstverständlich.
Wovon werden diese Menschen
sprechen? Welchen Blick werden
sie auf das Leben und die anderen
Menschen haben? Woran spürt
man ihnen diese Dankbarkeit
an?
Es gibt Menschen, deren Herz
ist angefüllt mit Neid und Missgunst.
Mit Argwohn blicken sie auf andere.
Sie missgönnen anderen ihr Glück.
Wovon werden diese Menschen
sprechen? Welchen Blick werden
sie auf das Leben und die anderen
Menschen haben? Woran spürt
man ihnen den Neid und die
Missgunst an?
Es gibt Menschen, deren Herz
ist übervoll mit Freude angefüllt.
Einer echten und tiefen Freude.
Selbst an den kleinsten Kleinigkeiten
haben sie ihre Freude. Sowie am
Leben überhaupt.
Wovon werden diese Menschen
sprechen? Welchen Blick werden
sie auf das Leben und die anderen
Menschen haben? Woran spürt
man ihnen diese innere Freude
an?
Es gibt Menschen, in deren Herzen
überwiegend schlechte und böse
Gedanken sind. Mit der entsprechenden
Einstellung gehen sie an das Leben
und an die Menschen heran.
Wovon werden diese Menschen
sprechen? Welchen Blick werden
sie auf das Leben und die anderen
Menschen haben? Woran spürt
man ihnen diese Boshaftigkeit
an?
Es gibt Menschen, deren Herzensgrund
besteht aus lauter Vertrauen und Glauben,
aus Hoffnung und Zuversicht, aus
Lebensbejahung und Optimismus.
Offen und beherzt wenden sie
sich dem Leben und den Menschen
zu.
Wovon werden diese Menschen
sprechen? Welchen Blick werden
sie auf das Leben und die anderen
Menschen haben? Woran spürt
man ihnen diese positive
Herzenshaltung an?
Ich bin sicher, Sie alle
kennen solche Menschen.
Und sie wissen auch ganz
genau, wie sie auf Sie wirken.
Auf Sie und das Umfeld in
dem sich diese Menschen
bewegen.
Manche von ihnen rauben
uns die Energie. Am Ende
einer Begegnung mit ihnen
fühlen wir uns ausgelaugt
und leer. Wir spüren,
dass uns die Begegnung
mit ihnen nicht gut
getan hat.
Andere von ihnen
bereichern uns, stecken
uns an mit Energie
und Leben. Wir fühlen
uns beschenkt. Wir spüren,
dass uns die Begegnung
mit ihnen gut tut und
freuen uns bereits
auf das nächste Mal.
Doch es soll uns nicht
so sehr darum gehen,
den Splitter im Auge
der anderen hervorzuheben.
Die Frage richtet sich in
erster Linie immer an
uns selbst:
Wovon fließt mein eigenes
Herz über? Was erfüllt es?
Mit was ist es durchdrungen?
Denn wovon unser Herz
überfließt, davon spricht
auch unser Mund.
Sie spüren es.
Es geht um Selbsterkenntnis.
Es geht um die
Wahrnehmung der eigenen Person.
Und es geht auch um etwas,
was ich gerne als Herzenshygiene
oder Herzenskultur bezeichnen
möchte.
Wie achtsam nehmen wir
unser Herz wahr, das, was
in ihm steckt? Und wie können
wir unserem Herzen Gutes
tun?
Seit dem 4. Jahrhundert
gibt es das sogenannte
Herzensgebet.
Man sagt sich, so oft es
möglich ist, vor:
„Herr, Jesus Christus,
Sohn Gottes, erbarme
dich meiner.“
Dabei verbindet
man das Wort,
mit dem Atemrhythmus.
Beim Einatmen sagt man:
„Herr Jesus Christus“
und beim Ausatmen:
„Sohn Gottes, erbarme dich
meiner.“
Man kann das Wort
auch abkürzen, etwa beim
Einatmen: „Jesus“, und beim
Ausatmen: „erbarme dich meiner“
sprechen.
Dabei geht es nicht darum
über das Gebet nachzudenken.
Vielmehr soll der Geist Jesu
immer mehr in einen Menschen
eindringen.
Man soll sich beim Einatmen
vorstellen, wie Jesus in das Herz
einströmt und es mit Wärme
und Liebe erfüllt.
Beim Ausatmen soll man sich
dann vorstellen, wie die Liebe
Jesu den ganzen Leib durchdringt,
vor allem auch in die dunklen
und unbewussten Bereiche
meines Leibes und meiner
Seele einfließt und sie
erhellt und verwandelt.
Ich will Sie einmal zu
dieser Übung einladen …
Anselm Grün schreibt
zu dieser auch heute noch
viel praktizierten Mediation,
zu der das Herzensgebet einlädt:
„Für mich ist das Herzensgebet
der Weg, auf dem ich Jesus als
meinen Freunde erahne und ab
und zu auch erfahren darf.
…
Ich stelle mir vor, wie Jesus
in meinem Herzen wohnt
und mit ihm die Freude.
Und ich weiß, dass mit Jesus
eine Freude in mir ist, die
mir niemand nehmen kann.
…
Jeden Morgen, wenn ich
meditiere, komme ich in Berührung
mit einer Quelle der Freude,
die auch durch Konflikte
des Alltags nicht erstickt
werden kann.
…
Es ist meine Aufgabe, diese
innere Freude auch in die alltäglichen
Besprechungen und Begegnungen
hineinzutragen.
Aber ich spüre auch, dass ich
die Freude in mir schützen muss.
Denn allzu leicht wird sie
wieder verdeckt vom Ärger
über dieses oder jenes
Missgeschick.
…
Die Freude braucht
Achtsamkeit, damit sie nicht
erstickt unter den negativen
Emotionen, denen ich in
vielen Gesprächen
ausgesetzt bin.“
„Wovon das Herz überfließt,
davon spricht sein Mund.“
Wovon fließt Ihr Herz über?
Was erfüllt es? Mit was ist es
durchdrungen?
Die Frage ist die:
Lasse ich mich von den
destruktiven Gefühlen
meiner Umwelt und des
anderen anstecken, oder
gelingt es mir, die Freude
in mir durchzuhalten
und dem anderen
einen Funken davon
zu vermitteln?
„Wovon das Herz überfließt,
davon spricht sein Mund.“
Achten Sie auf
Ihr Herz und seine
Regungen!