Dreifaltigkeit

Dreifaltigkeit  Joh 16,12-15


Das Evangelium macht mich

neugierig. Vielmehr Jesus

selbst ist es, der mein

Interesse weckt.


Ich frage mich, was

er mir noch zu sagen hätte,

möglicherweise über

mich, mein Leben,

die Welt, Gott.

Und was ich davon jetzt

noch nicht tragen kann.

Und was heißt überhaupt:

Nicht tragen können?


Aushalten?

Standhalten?

Durchhalten?

Dulden?

Annehmen?

Akzeptieren?

Leben,

in aller Konsequenz

und ohne Einschränkungen?


Es gibt Wahrheiten,

mit denen ich mir schwer

tue.


Wahrheiten, die mein

Leben betreffen, das Leben

der anderen, eine ganze

Welt und immer wieder

mich, meinen Glauben,

meine Kirche.


Wahrheiten, denen ich

gerne ausweiche, denen

ich mich nicht stellen

will, kann, noch nicht.

Mit denen ich mich

vertraut machen

muss. Die erst

langsam zu meiner

eigenen Wahrheit

werden können.


Gibt es Wahrheiten

über Ihr Leben, die sie

nicht ertragen können?

Mit welchen Ereignissen

Ihres Lebens tun Sie sich schwer?

Über welche Wahrheiten

empfinden Sie

möglichweise

Scham?

Welche Wahrheiten

machen Sie traurig?


Ein ehrlicher Blick

nach hinten konfrontiert

mit der Vergangenheit,

dem bisherigen Leben

und seiner Wahrheit.


Ich weiß, dass nicht

alles richtig gewesen ist.

Ich weiß, dass ich Menschen

verletzt und enttäuscht habe.

Ich weiß im Nachhinein,

dass ich es hätte anders,

besser machen können.


Ja, für manche dieser

Wahrheiten, schäme ich

mich. Wenn ich sie in den

Blick nehme, fühle ich

mich schuldig.


Das ist kein schönes

Gefühl. Das tut weh,

manchmal sehr. So sehr,

dass mir mein Herz

zerreißen will.


Es gibt Wahrheiten,

die wiegen leicht. Sehr

leicht sogar. Ihnen schaue

ich gerne ins Gesicht.

Sie lassen mich dankbar

sein. Versöhnen mich mit

Gott, den Menschen,

der Welt und immer

wieder mit mir

selbst.


Auch sie darf ich

in den Blick nehmen.

Ich muss sie nicht verdrängen.

Im Gegenteil. Auch sie

sind bestimmend, machen

einen großen Teil

der ganzen Wahrheit

über mich und mein

Leben aus.


Gibt es befreiende

Wahrheiten, die über Ihr Leben

ausgesprochen sind,

die Sie nicht an sich

heranlassen können?

Zusagen, denen Sie nicht

trauen wollen? Verheißungen,

mit denen Sie sich schwer tun?

Zusicherungen, die Ihnen gut tun

würden, und Sie aufleben

lassen würden, wenn …?


Jesus stellt die Frage an

Pilatus: „Was ist Wahrheit?“

So als ob es die eine Wahrheit

gar nicht gäbe.


In der Tat,

jeder hat seine ganz eigenen

Wahrheiten.

Jeder seine eigene

Sicht auf die Dinge, die ihn

dann auch zu ganz

unterschiedlichen

Beurteilungen

kommen

lassen.

Das gilt es zu akzeptieren.

Viele tun dies nicht.

Sie kennen nur ihre

Wahrheit. Ihre Sicht

der Dinge. Engherzigkeit

ist die Folge. Kurzsichtigkeit

nicht weniger. Der Blick

über den Tellerrand

geht verloren.


Nur eine Wahrheit

scheint absolut zu sein.

Die Wahrheit Gottes.

Die Wahrheit dessen,

was er uns zu sagen

hat, immer wieder,

durch seinen Sohn.


Sein Wort ist Licht

und Wahrheit,

heißt es.


Was sind die Wahrheiten Gottes,

um die Sie im Augenblick nur ahnen können;

Zusagen, die auch Ihnen ganz persönlich gelten?

Wie könnten diese Wahrheiten lauten?

Welche dieser Wahrheiten möchten Sie sich

immer mehr vertraut machen?



Drei Wahrheiten sind

es, die ich für mich

gerne in Anspruch

nehmen will:


Ich bin gewollt.

Ich bin geliebt.

Ich bin versöhnt.


Menschen suchen

nach Gewissheit;

sie wollen sich getragen spüren,

angenommen,

geliebt.


Diesem Verlangen

kommt Gott entgegen.

Die Wahrheit über

mein Leben ist die:

Ich bin Gottes geliebter

Mensch, ohne Wenn und

Aber, einfach so.


Ob Jesus diese Wahrheit

meint, wenn er sagt,

dass wir sie noch nicht

tragen könnten?


Tragen können würde

in diesem Zusammenhang

auch gleichbedeutend

sein mit „leben können“.


Bin ich mir der Liebe

Gottes zu mir und meinem

Leben bewusst?

Welche Konsequenzen

ergeben sich für

mich aus diesem

Wissen?

Woran zeigt sich,

dass diese Wahrheit

von mir Besitz ergriffen

hat?


Es gibt Menschen, die

diese Wahrheit zum ersten

Mal in der Begegnung

mit einem anderen

Menschen erfahren

und sie dann nicht

annehmen und

glauben können.


Diese Wahrheit berührt

sie so sehr, dass sie auf

einmal zu weinen beginnen,

innerlich erzittern

und ihre Stimme

versagt.


Das sind schwierige

Momente und schöne

und befreiende zugleich.

Die Wahrheit macht

frei, nur am Anfang

tuts ein bisschen

weh, heißt es.


Es tut weh, erkennen

zu müssen, dass ich

kein schlechter, kein

dummer, kein unbeholfener,

kein ungeliebter Mensch bin,

obwohl mir das

andere immer wieder

glauben gemacht

haben.



Welche Wahrheit

über Ihr Leben hat Sie

bislang geprägt? Von

welchen vermeintlichen

Wahrheiten müssten Sie

sich befreien?

Welchen anderen

Wahrheiten verschaffe

dies Raum?


Ich bin gewollt.

Ich bin geliebt.

Ich bin versöhnt.

Mit Gott versöhnt.


Ja, als ein von Gott

bedingungslos gewollter

und geliebter Mensch,

kann ich auch versöhnt

leben.


Versöhnt mit Gott.

Versöhnt mit anderen.

Versöhnt mit mir

selbst.

Ich brauche mir nicht

ein Leben lang den

Mist meines Lebens

anzusehen und in ihm

herumzustochern.

Einmal muss es gut

sein. Darf es gut

sein.


Gott lässt

es gut sein,

in dem er immer

wieder einen neuen

Anfang mit mir

schafft.

Wunderbar!

Auch diese Wahrheit

macht frei. Lässt aufleben.

Immer wieder von neuem

in seine Spur zurückfinden.

Dem Leben trauen.


Und wenn andere

nicht verzeihen können?

Dann nimmt Gott mich an,

trotz meines Versagens.


Das ist eine unverrückbare

Wahrheit:

Ich bin gewollt.

Ich bin geliebt.

Ich bin versöhnt.


Es bleibt die Herausforderung

für viele von uns, in diese

Wahrheiten über unser Leben

hineinzufinden.


Dass wir sie noch nicht tragen

können, das halten Menschen

sich täglich vor Augen, dort,

wo Hass und Krieg die Wahrheit

über ihr Leben ausmachen;

dort wo Streit und Unfrieden

zu finden und noch

lange nicht überwunden sind.

Dort wo Menschen einander

die versöhnende Hand

verweigern, stur

bleiben und auf

Vergeltung

sinnen.


„Wenn aber jener kommt,

der Geist der Wahrheit,

wird er euch in der ganzen

Wahrheit leiten.“


Diese Zusage legt

sich wie eine große

Verheißung über uns

aller Leben, die sich

immer wieder

zeigt.


So will ich beten:


Herr, Deine göttliche Wahrheit

lässt sich vielseitig entdecken,

indem wir die Tiefendimension

deiner Wahrheit in allen

Lebensvollzügen

erkennen.


Regelmäßig schaffen wir

Distanz zu unserem Alltag,

lassen uns herausführen

aus der Diktatur uns

auferlegter Zwänge

und Wahrheiten.

Unser Perspektivenwechsel

öffnet uns Augen und Herz

für deine innerste Wahrheit

im ganzen Kosmos.


Längst bevor wir dich

suchen, wirkst du als Wahrheit

und Kraft in uns, lässt uns

stets neue Hoffnung

schöpfen.


Dank Sie dir

von uns, den Menschen,

die du angenommen hast,

die du liebst und mit

dir versöhnt hast

in alle Ewigkeit.

Share by: