Steine Steine sein lassen

Steine Steine sein lassen - Lk 4,1-13


Was für eine Welt!

Sie steht wieder einmal

mehr Kopf als bislang.

Sie ist aus den Fugen geraten

und dies nicht erst seit gestern, jedoch

seit der vergangenen Woche ist es uns wieder einmal mehr bewusst geworden, auf welch brüchigem Fundament unser Leben zu stehen kommt.

 

Worauf können wir

uns eigentlich noch verlassen?

 

Worte von Menschen

sind es eigentlich nicht - 

zumindest nicht immer!

Das zeigen Diktatoren und

Unterdrücker von Menschenrechten

immer wieder, denen es kein bisschen ausmacht, anderen geradewegs ins Gesicht zu lügen, eine ganze Welt an der Nase herumzuführen und schließlich

Menschen um ihr Leben

zu bringen.

 

Beim Propheten Jeremia lese ich:

 

„Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN. Der ist wie ein Strauch in der Wüste und wird nicht sehen das Gute, das kommt, sondern er wird bleiben in der Dürre der Wüste, im unfruchtbaren Lande, wo niemand

wohnt.“ (Jer 17,5)

 

Ich spüre meine

Hilflosigkeit und Ohnmacht.

gegenüber den großen Herausforderungen,

den vielen Irrungen und Wirrungen

unserer Welt. Sie vielleicht

auch.

 

Die Versuchung zu resignieren

ist groß. Aber aufzugeben,

das würde bedeuten, dem

Teufel den Platz zu überlassen, den Menschen, insbesondere Christen einzunehmen haben,

damit Hoffnung und Frieden

immer wieder aufs Neue

buchstabiert werden und in den Herzen

der Menschen Anklang finden können.

 

Jesus überlässt dem Teufel

nicht den Platz. Er zeigt klare

Kante und hält sich an Gott.

Nichts von dem, was ihm

der Teufel anbietet und

womit er ihn in Versuchung

führten will, reizt ihn so

sehr, dass er nachgeben

würde.

 

Nicht, dass es nicht

reizvoll wäre, aus Steinen

Brot zu machen. Das hat

was. Vor allem, wenn der

Magen unüberhörbar

knurrt.

 

Nicht, dass es nicht

reizvoll wäre, Macht

zu besitzen und Einfluss,

viele streiten sich ja

genau darum.

 

Nicht dass es nicht

reizvoll wäre, Gott

herauszufordern,

was möglichweise die

Absicht jener ist, die sich

wie Gott aufführen.

Doch was bringt es wirklich,

diesen Versuchungen nachzugeben?

 

Wo immer der Mensch

vergisst, wer er ist und wem

er verantwortlich ist in seinem

Fühlen, Denken und Tun,

dort kommt es zu einer

Katastrophe, die keinem

gut tun kann. Nicht einmal

jenen, die sie initiieren

und dafür verantwortlich

sind.

 

Wann fangen wir endlich

an, zu begreifen und Mut

zu fassen, Schritte aus uns heraus

zu wagen, auf den anderen

zuzugehen und ihm versöhnt

die Hand zu reichen?

 

Diese Frage liegt

nicht nur über den kriegerischen

Auseinandersetzungen in der

Ukraine oder anderenorts.

Sie liegt auch über unserem

ganz eigenen kleinen Leben.

Sie betrifft unseren Alltag.

Uns und Menschen, mit denen

wir es täglich zu tun haben

und denen wir immer noch

aus dem Weg gehen.

 

Heute beginnen

mit einem kleinen Schritt

tiefer hinein in meine eigene Mitte

ganz da-sein

 

Heute beginnen

mit einem kleinen Schritt

hinaus zu dem, der mich braucht

ganz da-sein

 

Heute beginnen

mit einem kleinen Schritt

liebend mich öffnen für

Gottes Gegenwart

ganz das-sein.

 

Ute Weiner

 

Die frohe Botschaft

dieses ersten Fastensonntags

für mich ist diese:

 

Gott lässt uns in den

Herausforderungen unseres

Lebens nicht untergehen.

Der Teufel hat nicht

das letzte Wort. Das Böse

zieht den Kürzeren.

 

Aber wir haben uns

zu entscheiden, auf welche

Seite wir uns stellen möchten.

Ob der Mensch mit dem

Teufel im Bunde stehen

will, oder ob er sich Gott

überlassen möchte.

 

„Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ (Jer 15)

 

Viele haben sich für

das letztere entschieden:

Gott ihr Vertrauen zu

schenken. Ihn ihre Zuversicht

sein zu lassen.

 

Sie besetzen damit einen

Platz in dieser Welt,

an dem Gottvertrauen und

Zutrauen wachsen

können und der Glaube

an Heil und Frieden keine Farce

bleiben muss.

 

Vielmehr verschaffen sie

der Ahnung Raum, dass Leben

schön sein kann und sinnvoll,

erstrebenswert und gewünscht,

zunächst und zu allererst

von keinem anderen

als Gott selbst.

 

Ich blicke in diesem

Zusammenhang auf die vielen

Menschen, die in diesen Tagen

beherzt und mutig für die Freiheit

und das Ende eines Krieges in der

Ukraine demonstrieren, bei dem

es am Ende nur Verlierer geben kann.

 

Ich blicke auf die Menschen,

die alles dran setzen, dass Ihr

Rufen nicht überhört wird und ihr eigenes

Leben riskieren und Gefangenschaft

und Unterdrückung, damit die Würde

des Menschen nicht mehr länger

mit Füßen getreten und übergangen

wird.

 

Ich blicke auf die Menschen,

die jetzt konkret nach Möglichkeiten

suchen, zu helfen, Flüchtlingen ein

Zuhause geben und was ansonsten

notwendig ist, um sich von den

Auswirkungen und Folgen des Krieges

ausruhen.

 

Ich will einen Gedanken

von Pierre Stutz an den

Abschluss meiner Überlegungen

stellen.


Bedrückende Zweifel sind erlaubt,

so vieles Schreckliches widerholt sich

in der Geschichte des Menschen,

wann endet die Herrschaft der

Diktatoren?

 

Gründe gibt es unendlich viele,

um in der Resignation steckenzubleiben,

zu sehr werden ausgrenzend-rassistische

Parolen unbemerkt salonfähig.

 

Dennoch stärkst du unsere

Zivilcourage, damit wir entschieden-

gewaltfrei aufstehen für eine

Menschlichkeit, in der die Würde

aller beachtet wird.

 

Du verwirklichst Dich unaufhaltsam

in jeder ver-rückten Hoffnung,

die jeden Tag auch gegenwärtig

ist in all den Friedensmenschen.

 

Was für eine Welt!

Sie steht wieder einmal

mehr Kopf als bislang.

Worauf können wir

uns eigentlich noch verlassen?

 

Lassen Sie es mich so sagen:

 

Wenn wir wirklich wollen,

dass der Teufel und seine Gefährten

nicht als Sieger das Spielfeld verlassen,

dann müssen wir uns auf Gott verlassen.

In aller Konsequenz. In aller Entschiedenheit.

So sehr, dass das Böse von uns lässt

und sich eine Ahnung von Leben

ausbreiten kann, wie sie jeder

von uns in seinem Herzen

trägt.

 

Es ist unsere Aufgabe, dieser

Ahnung nachzuspüren, immer mehr,

so dass sie in unserem Denken, in

unserem Reden und schließlich

in unserem Tun immer mehr

Gestalt gewinnt und dies

zur Rettung der Welt.

Zur Rettung des Menschen.

Denn genau daran ist

unserem Gott gelegen.

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