Was für eine Welt!
Sie steht wieder einmal
mehr Kopf als bislang.
Sie ist aus den Fugen geraten
und dies nicht erst seit gestern, jedoch
seit der vergangenen Woche ist es uns wieder einmal mehr bewusst geworden, auf welch brüchigem Fundament unser Leben zu stehen kommt.
Worauf können wir
uns eigentlich noch verlassen?
Worte von Menschen
sind es eigentlich nicht -
zumindest nicht immer!
Das zeigen Diktatoren und
Unterdrücker von Menschenrechten
immer wieder, denen es kein bisschen ausmacht, anderen geradewegs ins Gesicht zu lügen, eine ganze Welt an der Nase herumzuführen und schließlich
Menschen um ihr Leben
zu bringen.
Beim Propheten Jeremia lese ich:
„Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN. Der ist wie ein Strauch in der Wüste und wird nicht sehen das Gute, das kommt, sondern er wird bleiben in der Dürre der Wüste, im unfruchtbaren Lande, wo niemand
wohnt.“ (Jer 17,5)
Ich spüre meine
Hilflosigkeit und Ohnmacht.
gegenüber den großen Herausforderungen,
den vielen Irrungen und Wirrungen
unserer Welt. Sie vielleicht
auch.
Die Versuchung zu resignieren
ist groß. Aber aufzugeben,
das würde bedeuten, dem
Teufel den Platz zu überlassen, den Menschen, insbesondere Christen einzunehmen haben,
damit Hoffnung und Frieden
immer wieder aufs Neue
buchstabiert werden und in den Herzen
der Menschen Anklang finden können.
Jesus überlässt dem Teufel
nicht den Platz. Er zeigt klare
Kante und hält sich an Gott.
Nichts von dem, was ihm
der Teufel anbietet und
womit er ihn in Versuchung
führten will, reizt ihn so
sehr, dass er nachgeben
würde.
Nicht, dass es nicht
reizvoll wäre, aus Steinen
Brot zu machen. Das hat
was. Vor allem, wenn der
Magen unüberhörbar
knurrt.
Nicht, dass es nicht
reizvoll wäre, Macht
zu besitzen und Einfluss,
viele streiten sich ja
genau darum.
Nicht dass es nicht
reizvoll wäre, Gott
herauszufordern,
was möglichweise die
Absicht jener ist, die sich
wie Gott aufführen.
Doch was bringt es wirklich,
diesen Versuchungen nachzugeben?
Wo immer der Mensch
vergisst, wer er ist und wem
er verantwortlich ist in seinem
Fühlen, Denken und Tun,
dort kommt es zu einer
Katastrophe, die keinem
gut tun kann. Nicht einmal
jenen, die sie initiieren
und dafür verantwortlich
sind.
Wann fangen wir endlich
an, zu begreifen und Mut
zu fassen, Schritte aus uns heraus
zu wagen, auf den anderen
zuzugehen und ihm versöhnt
die Hand zu reichen?
Diese Frage liegt
nicht nur über den kriegerischen
Auseinandersetzungen in der
Ukraine oder anderenorts.
Sie liegt auch über unserem
ganz eigenen kleinen Leben.
Sie betrifft unseren Alltag.
Uns und Menschen, mit denen
wir es täglich zu tun haben
und denen wir immer noch
aus dem Weg gehen.
Heute beginnen
mit einem kleinen Schritt
tiefer hinein in meine eigene Mitte
ganz da-sein
Heute beginnen
mit einem kleinen Schritt
hinaus zu dem, der mich braucht
ganz da-sein
Heute beginnen
mit einem kleinen Schritt
liebend mich öffnen für
Gottes Gegenwart
ganz das-sein.
Ute Weiner
Die frohe Botschaft
dieses ersten Fastensonntags
für mich ist diese:
Gott lässt uns in den
Herausforderungen unseres
Lebens nicht untergehen.
Der Teufel hat nicht
das letzte Wort. Das Böse
zieht den Kürzeren.
Aber wir haben uns
zu entscheiden, auf welche
Seite wir uns stellen möchten.
Ob der Mensch mit dem
Teufel im Bunde stehen
will, oder ob er sich Gott
überlassen möchte.
„Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ (Jer 15)
Viele haben sich für
das letztere entschieden:
Gott ihr Vertrauen zu
schenken. Ihn ihre Zuversicht
sein zu lassen.
Sie besetzen damit einen
Platz in dieser Welt,
an dem Gottvertrauen und
Zutrauen wachsen
können und der Glaube
an Heil und Frieden keine Farce
bleiben muss.
Vielmehr verschaffen sie
der Ahnung Raum, dass Leben
schön sein kann und sinnvoll,
erstrebenswert und gewünscht,
zunächst und zu allererst
von keinem anderen
als Gott selbst.
Ich blicke in diesem
Zusammenhang auf die vielen
Menschen, die in diesen Tagen
beherzt und mutig für die Freiheit
und das Ende eines Krieges in der
Ukraine demonstrieren, bei dem
es am Ende nur Verlierer geben kann.
Ich blicke auf die Menschen,
die alles dran setzen, dass Ihr
Rufen nicht überhört wird und ihr eigenes
Leben riskieren und Gefangenschaft
und Unterdrückung, damit die Würde
des Menschen nicht mehr länger
mit Füßen getreten und übergangen
wird.
Ich blicke auf die Menschen,
die jetzt konkret nach Möglichkeiten
suchen, zu helfen, Flüchtlingen ein
Zuhause geben und was ansonsten
notwendig ist, um sich von den
Auswirkungen und Folgen des Krieges
ausruhen.
Ich will einen Gedanken
von Pierre Stutz an den
Abschluss meiner Überlegungen
stellen.
Bedrückende Zweifel sind erlaubt,
so vieles Schreckliches widerholt sich
in der Geschichte des Menschen,
wann endet die Herrschaft der
Diktatoren?
Gründe gibt es unendlich viele,
um in der Resignation steckenzubleiben,
zu sehr werden ausgrenzend-rassistische
Parolen unbemerkt salonfähig.
Dennoch stärkst du unsere
Zivilcourage, damit wir entschieden-
gewaltfrei aufstehen für eine
Menschlichkeit, in der die Würde
aller beachtet wird.
Du verwirklichst Dich unaufhaltsam
in jeder ver-rückten Hoffnung,
die jeden Tag auch gegenwärtig
ist in all den Friedensmenschen.
Was für eine Welt!
Sie steht wieder einmal
mehr Kopf als bislang.
Worauf können wir
uns eigentlich noch verlassen?
Lassen Sie es mich so sagen:
Wenn wir wirklich wollen,
dass der Teufel und seine Gefährten
nicht als Sieger das Spielfeld verlassen,
dann müssen wir uns auf Gott verlassen.
In aller Konsequenz. In aller Entschiedenheit.
So sehr, dass das Böse von uns lässt
und sich eine Ahnung von Leben
ausbreiten kann, wie sie jeder
von uns in seinem Herzen
trägt.
Es ist unsere Aufgabe, dieser
Ahnung nachzuspüren, immer mehr,
so dass sie in unserem Denken, in
unserem Reden und schließlich
in unserem Tun immer mehr
Gestalt gewinnt und dies
zur Rettung der Welt.
Zur Rettung des Menschen.
Denn genau daran ist
unserem Gott gelegen.