Zur Firmung

Zur Firmung in der Pfarrei


 

Herzlichen

Glückwunsch.

Ganz bewusst.

Ganz ausdrücklich.


Glückwunsch

zu Eurem Mut, Euch auf diesen

zurückliegenden Kurs

eingelassen zu haben.

Glückwunsch

zu Eurer Bereitschaft, Euch

aufeinander eingelassen

zu haben.


Glückwunsch, dass Ihr

es nicht gescheut habt,

Euch wesentlichen Fragen,

die Euer Leben betreffen,

zu stellen.

Glückwunsch

für Euer Dabeisein bis

zum Ende dieses

Kurses.


Nein, so

selbstverständlich

ist dies nicht.


Wie auch!


In einer Zeit, in der der christliche

Glaube nicht mehr selbstverständlich

zum Leben dazugehört.


In einer Zeit, in der Kirche

einfach nicht mehr gefragt ist,

wofür die vielen Missstände

in dieser Kirche einen

sehr wesentlichen

Grund anbieten.


In einer Zeit, in denen

Menschen sich an ganz

anderen Dingen festmachen,

sich von ihnen Halt versprechen,

nur vom Glauben nicht. Und auch

nicht von ihm, der unseren

Glauben begründet:

Jesus Christus.


Herzlichen

Glückwunsch.

Ganz bewusst.

Ganz ausdrücklich.


Glückwunsch zu Euer

Entscheidung.

Glückwunsch, für Euren

Glauben.


Glückwunsch dafür,

dass Ihr Euch habt nicht

davon abbringen lassen,

konsequent eine andere

Richtung einzuschlagen

als viele andere in Eurem

Umfeld, in Eurem Alter.


Glückwunsch zu

Eurem Bekenntnis

zu Gott, zum Glauben,

zur Kirche.


Ich freue mich für

und mit Euch.

Diese Freude

entdecke ich auch

in den Augen Eurer

Eltern und Familien,

die heute da sind.

Oder ist es sogar ein wenig

Stolz? Warum nicht!


Es war der französische Schriftsteller

St. Exupéry, der einmal in einem

seiner vielen abenteuerlichen

und auch durchaus spirituellen

Büchern einen Brief an einen

General veröffentlichte:


„Ach, Herr General,

es gibt nur ein Problem,

ein einziges in der Welt.

Wie kann man den Menschen

eine geistige Bedeutung,

eine geistige Unruhe wiedergeben,

etwas auf sie niedertauen lassen,

was einem Gregorianischen

Gesang gleicht. (…)

 

Sehen Sie, man kann nicht mehr

leben von Eisschränken, von Politik,

von Bilanzen und Kreuzworträtseln.

Man kann es nicht mehr.

 

Man kann nicht mehr leben ohne Poesie,

ohne Farbe, ohne Liebe. Wenn man

bloß ein Dorflied aus dem 15. Jahrhundert

hört, ermisst man den ganzen Abstieg. (…)

Milliarden Menschen hören nur

noch auf den Roboter, verstehen

nur noch den Roboter, werden

eines Tages selbst zu Robotern. (…)

Was wird denn von dem bleiben,

was ich liebte?“


Vieles ist im Augenblick

in dieser Welt am Kaputtgehen.

Durch Corona.

Durch Krieg,

Durch Missachtung

der Menschenrechte,

Durch Zerstörung der Umwelt.

Durch die Einsamkeit,

in der viele Menschen

gefangen sind.

Durch egoistische

Menschen, denen Einfluss

und Macht mehr gelten,

als Menschenfreundlichkeit

und Zusammenhalt und

Solidarität und Frieden.


Was wird bleiben von dem,

was wir lieben?

Viele stellen sich

diese Frage?


Diese Frage legt sich

wie ein dunkler Schatten

auch auf Eurer Leben.


Ich würde euch nicht

gerecht werden, wenn

ich diese Frage heute

nicht ansprechen würde,

vielmehr Euch möglicherweise

blauäugig, arglos weiterziehen

lassen würde.


Kein Mensch kommt

um diese Fragen herum:


Was wird bleiben von

dem, was Euch heute wichtig ist;

von dem, was ihr liebt?


Bei dieser Frage geht

es um die Zukunft.

Bei dieser Frage geht es

um Eure Zukunft.


Was soll Euch wichtig

sein, heute, morgen,

in fünf oder in zehn Jahren?

Worauf wollt Ihr Euer Leben

setzen? Welche Einstellungen,

welche Haltungen, welche

Werte sollen Euch tragen?

Welche Rolle spielt dabei

der Glaube, der christliche,

den Ihr heute in dieser

Feier voreinander

bekennt?


Bei diesen Fragen geht

es um alles oder nichts.

Keiner kommt an ihnen

vorbei, wenn er sich ehrlich

und offen den Herausforderungen

stellen will, die auch Euer

Leben betreffen.


Was soll Euch wichtig

sein, heute, morgen,

in fünf oder in zehn Jahren?

Worauf wollt Ihr Euer Leben

setzen? Welche Einstellungen,

welche Haltungen, welche

Werte sollen Euch tragen?


St. Exupéry meint:

„… man kann nicht mehr

leben von Eisschränken, von Politik,

von Bilanzen und Kreuzworträtseln.

Man kann es nicht mehr.“


Das gilt es zu übersetzen.

Das könnte bedeuten:

Dass der Mensch wesentlicher

werden muss. Die Oberfläche

durchbrechen muss. In die

Tiefe gehen muss.


Geht es in unserer Welt

nicht viel zu oberflächlich

zu? Auch von Mensch zu Mensch,

auch in ganz persönlichen

Beziehungen? Über was

reden wir eigentlich, wenn

wir miteinander reden?

Was tun wir den

ganzen lieben Tag

lang?

Wofür nutzen wir unsere

Zeit und für wen und

für was??


„… man kann nicht mehr

leben von Eisschränken, von Politik,

von Bilanzen und Kreuzworträtseln.

Man kann es nicht mehr.“

Und von was kann man dann

leben? Um die Antwort ist

der Schriftsteller auch hier

nicht verlegen:

Poesie,

Farbe,

Liebe.


Was macht Euer Leben schön?

Was macht es kostbar?

Was macht es lebenswert?


Was bringt Licht in Euer

Leben? Was bereichert Euer

Leben? Was lässt Euch vor

Glück und Freude strahlen?

Was bewegt Euer Herz?


Ist nicht die Liebe

das eigentlich Wichtigste

im Leben? Die Erfahrung

von Liebe? Das Teilen

von Liebe? Dass sie gelebt

wird von Mensch zu Mensch,

über alle Unterschiede

und alles Trennende

hinweg?


Allem vorweg gilt:

Ihr seid geliebt.

Von Gott geliebt.

Ohne Wenn und Aber,

einfach so. Gottes Liebe

beruht nicht auf Bedingungen.

Seine Liebe muss man

sich nicht erkämpfen

durch irgendwelche

Leistungen.

Gott kennt keine

Vorbehalte, keinem

Menschen gegenüber.


Diese Liebe ist in

Euren Herzen. Ganz

tief drinnen. An einem

Ort, den niemand zerstören

kann. Das Schlimmste in

dieser Welt, kann Euch

nicht von dieser Liebe,

kann Euch nicht von Gott

trennen. Gott ist in Euch.

Gott bleibt in Euch.

Er ist da, durch

den Geist, der Euch bewegt,

der Euch zum Leben

einlädt, der Euch

befreit.


Detlef Häusler,

ein persönlicher Bekannter

von mir und evangelischer

Pfarrer hat ein Lied

gedichtet. Darin heißt

es:


O komm, du Geist der Liebe,

und kehre bei uns ein, erfülle

unsre Herzen und unser ganzes Sein.

Du bist der Atem Gottes,

der Pulsschlag dieser Welt,

der uns auf Gott als Mitte hin

in Bewegung hält.

 

Es kreist um unsre Sonne

die Erde Jahr für Jahr und

ist sich dieses Kreisens selbst

nicht einmal gewahr.

Von fernen Sonnenkräften

wird ewig sie bewegt, gehalten

und erleuchtet, dass sich hier

Leben regt.

 

Dies Kreisen unsrer Erde soll

mir ein Zeichen sein: Im ganzen

weiten Weltall lebt nichts aus sich allein.

Ob Pflanzen, Steine, Tiere, ob Sonne,

Frau und Mann, das alles ist gehalten

in größrer Mächte Bahn.

 

Die Macht, um die mein Leben

vom ersten Tag an kreist,

die Sonne meines Daseins,

ist Gottes heilger Geist.

In meinem Gehn und Reden,

im Denken und im Tun will ich,

von dieser Mitte bewegt,

stets in ihr ruhn.

 

Drum komm, du Geist der Liebe,

den Christus uns verheißt,

und wandle durch dein Wirken

auch unsern Menschengeist.

Nur so kann uns gelingen,

für andre Licht zu sein:

wenn wir auch selbst erfüllt sind,

von deinem hellen Schein.

 

Diese Wort helfen uns,

dem Geist Gottes und seinem

Wirken auf die Spur zu kommen,

seinem Wirken in dieser

Welt, seinem Wirken in

jedem von uns.


Der Heilige Geist ist

nicht Wind, der die Blätter

der Bäume rascheln lässt,

oder der Sturmwind, der

Stämme entwurzelt.

Der Wind ist der Wind

und nichts sonst, so

heftig es auch stürmt.


Der Heilige Geist ist

auch nicht der Lebensatem

in unserem Körper, die Luft,

in unseren Lungen, mit der

wir sprechen und singen,

keuchen und wimmern.


Auch die Leidenschaft

des einen für den anderen

ist nicht Heiliger Geist,

ebenso wenig die Meeresbrandung

und die Feuerglut der Sonne.


Heiliger Geist ist vielmehr

Leidenschaft für Gerechtigkeit

und Frieden und dass man

das Keuchen und Wimmern

von unterdrückten Menschen

noch hört.


Und dass wir nicht

aufhören, mit Worten

zu ermutigen und auch

zu protestieren, dass wir

nicht sprachlos werden

und verstummen.


Vielmehr, dass einer

den anderen segnet

und wir nicht der überall

vorherrschenden Abfälligkeit,

der harten und verletzenden

Sprache, die Menschen

fertigmacht, nachgeben.


Das ist Heiliger Geist.


Der Heilige Geist ist also

„etwas“ in Menschen.

Eine Kraft, eine Einsicht,

eine Intuition, eine Gegenkraft,

gegen alles, was hart und

zwanghaft und kalt und

versteinert ist. Und das

immer dann freikommt,

wenn Menschen sich

verbinden, aufeinander

zu gehen, sich die Hände

reichen, Versöhnung

schenken.


Heiliger Geist ist

Gott im Menschen.


Herzlichen

Glückwunsch, zu diesem

Gott in Euch.

Herzlichen Glückwunsch.

Ganz bewusst.

Ganz ausdrücklich.



Share by: