Der Prophet ist am Ende.
Er kann nicht mehr.
Er will nicht mehr.
Er hat sich selbst aufgegeben.
Er ist verzweifelt.
Typische Zeichen
für ein Burnout.
Die Depression folgt
auf dem Fuß. Elija legt
sich einfach nur hin.
Es gleicht einem
Todesschlaf.
Ein Engel steht ihm
zur Seite. Ermutigt ihn
aufzustehen. Zu essen.
Weiterzugehen.
Elija ist noch nicht
so weit. Er legt sich nochmals
hin und der Engel kommt
ein zweites Mal auf ihn
zu. Der Engel lässt nicht
locker.
„Steh auf, iss, sonst
ist der Weg zu weit für
dich!“
Der Weg kennt ein Ziel.
Es ist der Gottesberg Horeb.
Jener Ort, an dem Mose
die Gesetzestafeln erhalten
hatte. Dort wird Elija
Gott in einem leisen
Säuseln des Windes
begegnen.
Mein Blick fällt
auf den Engel.
Er rührt Elija an.
Er spricht mit ihm.
Er weist ihn an, Brot
zu essen und sich
zu stärken.
Er ermutigt ihn
weiterzugehen.
Engel seien Boten Gottes
sagt man. Jeder Mensch
hat einen Engel. Menschen können
einander zu Engeln
werden.
„Manchmal begegne ich Herrn M.
aus unserer Nachbarschaft“,
schreibt Gisela Baltes,
„Dann ergeben sich oft
sehr persönliche Gespräche.
Dabei fragte ich ihn einmal,
ob er an Engel glaube.
„Nein,“ antwortete er entschieden,
„Engel gibt’s nicht.“
Ich weiß es besser.
Denn seit Jahren
behütet und beschützt er
seine depressive Frau.
Eindeutig ein Schutzengel!“
Engel, wie Herr M.
Manchmal sind
sie einfach nur da.
Sie schweigen und
hören zu.
Sie wollen
einen aber auch
weiterbringen,
zu entscheidenden Schritten
bewegen, auf Wegen
begleiten.
Engel begegnen uns
in Ideen, Warnungen, Eingebungen,
die uns durch den Kopf schießen.
Sie teilen sich uns durch Träume mit,
in denen sie trösten, erinnern,
Hoffnung und Mut machen.
Und bestimmt gibt es
in Ihrer Nähe Menschen,
die Ihnen zum Engel werden,
indem sie Sie liebevoll
begleiten und schützen.
Wer war Ihnen gleich einem Engel
Begleiter auf meinem Weg?
Wer schützte Sie, machte Ihnen Mut,
bewahrte Sie vor falschen Entscheidungen?
Wem stellte Gott Sie selbst an die Seite?
Wer ist heute in Ihrer Obhut?
„Engel gibt’s die?“
Auf die Frage antwortet
Gisela Baltes:
„Von den
weißgekleideten
Flügelwesen
meiner Kindheit
habe ich mich längst getrennt.
Die Engel meiner Gegenwart
sehen anders aus.
Wenn ich traurig bin, begegnen sie mir
in meiner Freundin als Engel des Trostes.
Wenn ich in Not bin, stehen sie mir
in anderen Menschen
als helfende Engel
zur Seite.
Und woher kommen die guten Ideen,
die mir durch den Kopf schießen,
die Lösungen zu Problemen,
die mir plötzlich einfallen?
Wer spricht da in meinem Innern zu mir?
Und wer war
in heiklen Situationen am Werk,
aus denen ich „wie durch ein Wunder“
unbeschadet hervor ging?
Waren das immer nur
„glückliche Zufälle“?
An so viele
„glückliche Zufälle“
glaube ich nicht.
Aber ich glaube an
hilfreiche Boten Gottes,
auch wenn das bestimmt keine
weißgekleideten Flügelwesen sind.“ -
Wie oft erliegen wir
der Versuchung die Hoffnung
in unserem Leben aufzugeben,
ähnlich wie der Mann unter dem
Ginsterstrauch, Elija.
Dann brauchen wir jemanden,
der uns wieder Mut macht
und uns in der Gewissheit bestärkt,
dass sich unsere Erwartungen
schließlich doch noch erfüllen.
Vielleicht ist es ein guter Freund
oder eine liebe Freundin,
die uns dann zu Engel
der Hoffnung
werden.
Oder vielleicht der Nachbar,
der meinen Wagen angeschoben hat,
als der nicht anspringen wollte,
die Freundin,
die mich zum Essen eingeladen hat,
als es mir schlecht ging,
der Junge,
der hinter mir her lief,
um mir den Schlüssel zu geben,
der mir aus der Tasche gefallen war,
die Busfahrerin,
die nicht abgefahren ist,
als sie mich heran laufen sah.
Gott meint es gut mit uns
und stellt uns Engel auf den
Weg, haufenweise. Der Beter
des Psalms ist sich dessen
durchaus gewiss, wenn er
betet:
„Denn er befiehlt
seinen Engeln, dich zu behüten
auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf Händen,
damit dein Fuß nicht an
einen Stein stößt.“ Ps 91
Und manchmal, manchmal,
lässt er mich selbst zu einem
Engel für andere werden.