19. So B - Engel auf dem Lebensweg

Engel auf dem Lebensweg  1 Kön 19,4-8


 

Der Prophet ist am Ende.

Er kann nicht mehr.

Er will nicht mehr.

Er hat sich selbst aufgegeben.

Er ist verzweifelt.


Typische Zeichen

für ein Burnout.

Die Depression folgt

auf dem Fuß. Elija legt

sich einfach nur hin.

Es gleicht einem

Todesschlaf.


Ein Engel steht ihm

zur Seite. Ermutigt ihn

aufzustehen. Zu essen.

Weiterzugehen.


Elija ist noch nicht

so weit. Er legt sich nochmals

hin und der Engel kommt

ein zweites Mal auf ihn

zu. Der Engel lässt nicht

locker.


„Steh auf, iss, sonst

ist der Weg zu weit für

dich!“


Der Weg kennt ein Ziel.

Es ist der Gottesberg Horeb.

Jener Ort, an dem Mose

die Gesetzestafeln erhalten

hatte. Dort wird Elija

Gott in einem leisen

Säuseln des Windes

begegnen.


Mein Blick fällt

auf den Engel.

Er rührt Elija an.

Er spricht mit ihm.

Er weist ihn an, Brot

zu essen und sich

zu stärken.

Er ermutigt ihn

weiterzugehen.


Engel seien Boten Gottes

sagt man. Jeder Mensch

hat einen Engel. Menschen können

einander zu Engeln

werden.


„Manchmal begegne ich Herrn M.

aus unserer Nachbarschaft“,
schreibt Gisela Baltes,

„Dann ergeben sich oft

sehr persönliche Gespräche.

Dabei fragte ich ihn einmal,

ob er an Engel glaube.

„Nein,“ antwortete er entschieden,

„Engel gibt’s nicht.“

Ich weiß es besser.

Denn seit Jahren

behütet und beschützt er

seine depressive Frau.

 

Eindeutig ein Schutzengel!“


Engel, wie Herr M.

Manchmal sind

sie einfach nur da.

Sie schweigen und

hören zu.

Sie wollen

einen aber auch

weiterbringen,

zu entscheidenden Schritten

bewegen, auf Wegen

begleiten.


Engel begegnen uns

in Ideen, Warnungen, Eingebungen,

die uns durch den Kopf schießen.

Sie teilen sich uns durch Träume mit,

in denen sie trösten, erinnern,

Hoffnung und Mut machen.

 

Und bestimmt gibt es

in Ihrer Nähe Menschen,

die Ihnen zum Engel werden,

indem sie Sie liebevoll

begleiten und schützen.


Wer war Ihnen gleich einem Engel

Begleiter auf meinem Weg?

Wer schützte Sie, machte Ihnen Mut,

bewahrte Sie vor falschen Entscheidungen?

 

Wem stellte Gott Sie selbst an die Seite?

Wer ist heute in Ihrer Obhut?


„Engel gibt’s die?“

Auf die Frage antwortet

Gisela Baltes:

 

„Von den

weißgekleideten

Flügelwesen

meiner Kindheit

habe ich mich längst getrennt.

Die Engel meiner Gegenwart

sehen anders aus.

 

Wenn ich traurig bin, begegnen sie mir

in meiner Freundin als Engel des Trostes.

Wenn ich in Not bin, stehen sie mir

in anderen Menschen

als helfende Engel

zur Seite.

 

Und woher kommen die guten Ideen,

die mir durch den Kopf schießen,

die Lösungen zu Problemen,

die mir plötzlich einfallen?

Wer spricht da in meinem Innern zu mir?

 

Und wer war

in heiklen Situationen am Werk,

aus denen ich „wie durch ein Wunder“

unbeschadet hervor ging?

Waren das immer nur

„glückliche Zufälle“?

 

An so viele

„glückliche Zufälle“

glaube ich nicht.

Aber ich glaube an

hilfreiche Boten Gottes,

auch wenn das bestimmt keine

weißgekleideten Flügelwesen sind.“ -


Wie oft erliegen wir

der Versuchung die Hoffnung

in unserem Leben aufzugeben,

ähnlich wie der Mann unter dem

Ginsterstrauch, Elija.

 

Dann brauchen wir jemanden,

der uns wieder Mut macht

und uns in der Gewissheit bestärkt,

dass sich unsere Erwartungen

schließlich doch noch erfüllen.

 

Vielleicht ist es ein guter Freund

oder eine liebe Freundin,

die uns dann zu Engel

der Hoffnung

werden.


Oder vielleicht der Nachbar,

der meinen Wagen angeschoben hat,

als der nicht anspringen wollte,

 

die Freundin,

die mich zum Essen eingeladen hat,

als es mir schlecht ging,

 

der Junge,

der hinter mir her lief,

um mir den Schlüssel zu geben,

der mir aus der Tasche gefallen war,

 

die Busfahrerin,

die nicht abgefahren ist,

als sie mich heran laufen sah.


Gott meint es gut mit uns

und stellt uns Engel auf den

Weg, haufenweise. Der Beter

des Psalms ist sich dessen

durchaus gewiss, wenn er

betet:


„Denn er befiehlt

seinen Engeln, dich zu behüten

auf all deinen Wegen.

Sie tragen dich auf Händen,

damit dein Fuß nicht an

einen Stein stößt.“ Ps 91


Und manchmal, manchmal,

lässt er mich selbst zu einem

Engel für andere werden.



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