Die Liebe bleibt

Die Liebe bleibt - Lk 12,13-21


Die Texte dieses Tages

gehen mit der Wahrheit über

unser Leben und diese

Welt sehr offen um.

 

Die Wahrheit,

die sie ansprechen,

heißt für mich persönlich

im Letzten:

 

Alles ist vergänglich.

Nichts hält auf Dauer.

Nichts währt ewig.

Nichts kann der Mensch

für immer festhalten.

Alles Leben ist vorläufig.

Und auch der Mensch, der

Reichtum in seinem Leben

anstrebt und anhäuft,

bleibt von dieser Wahrheit

betroffen.

 

Nicht, dass wir um

diese Erfahrung und Wahrheit

nicht wüssten. Immer

wieder holt sie uns gnadenlos ein.

Immer werden wir mit ihr konfrontiert.

Ob es uns gefällt oder nicht und

wir selbst werden dabei

sehr oft nicht gefragt.

 

Beziehungen gehen zugrunde.

Lebensentwürfe zerbrechen.

Existenzen werden ausgelöscht.

Menschen werden mitten aus

dem Leben gerissen.

Pläne werden

durchkreuzt.

Kriege brechen aus.

Umweltkatastrophen

vernichten menschliches

Leben.

 

So ist das Leben.

So ist die Welt.

Wir sind ein Teil davon.

Zum Schönreden

gibt es keinen Anlass.

Knallhart ist oftmals

diese Wirklichkeit.

 

Auch als Christen haben

wir uns dieser Wirklichkeit

menschlichen Lebens zu

stellen.

 

Auf die Erfahrung, wie

sie das Buch Kohelet festhält,

dass alles nur Windhauch sei,

gibt Paulus zu verstehen:

 

„Richtet euren Sinn

auf das, was oben ist, nicht

auf das Irdische.“

 

Bei diesen Worten halte

ich zunächst inne und frage

mich, was sie für mich

heute bedeuten sollen.

 

Dabei muss ich zunächst verstehen,

dass Paulus vor dem Hintergrund

einer baldigen Wiederkunft Christi

seine Gedanken formuliert.

In Bezug auf dieses zweite

Kommen Jesu, wird für ihn

das Irdische zweitrangig,

nahezu bedeutungslos.

Seine ganze Aufmerksamkeit

gilt der Wiederkunft.

 

Doch kann ich heute

so leben? Kann ich

die Gegebenheiten dieser

Welt und die Kontexte, in denen

ich mein Leben lebe, einfach als

nebensächlich begreifen,

nicht von Bedeutung und

Belang?

 

Was wollen mir dann

die vielen wunderbaren

und schönen Momente bedeuten,

die mir das Leben hier und jetzt

schenkt?

Was wollen mir dann die Menschen

bedeuten, die mir in diesem

Leben an die Seite gestellt

werden?

Was will es bedeuten, dass

ich zu einer Liebe

imstande bin, die dem anderen

in meinem Herzen einen festen

Platz einzuräumen

vermag?

Was wollen mir die Freude

und das Glück bedeuten, an

denen ich durch mein Leben

auf Erden Anteil bekommen

soll?

Wie soll ich die Verantwortung

verstehen, die mir heute in

dieser Welt unter Menschen

zukommt und der ich nicht

ausweichen kann?

 

Nein, all das kann nicht

bedeutungslos sein im Hinblick

auf die Ewigkeit. Was wäre das

für ein Gott, der mich einer Liebe

und einer Verantwortung auf Erden

fähig machte, die am

Ende nicht von Belang wäre?

So kann es nicht gemeint

sein.

 

Die Wahrheit und die mit

ihr verbundene Erfahrung,

dass vieles von dem, was mein Leben

ausmacht, vergänglich ist,

lädt mich vielmehr dazu ein,

mir zu überlegen, was für mich

tatsächlich in dieser Welt und meinem

ganz eigenen Leben wichtig

sein soll und von Bedeutung.

 

Es geht darum, zu erkennen,

wie und wodurch der Mensch vor

Gott in dieser Welt reich

werden kann, meint Jesus.

 

Anders gefragt:

Was macht mich jetzt

wesentlich, innerlich,

bleibend reich?

 

Wenn alles geht - die Liebe bleibt!

Sie nimmt uns auf die Reise
durch die Unendlichkeit.
Wir kommen und wir gehen
doch die Liebe bleibt.

 

Die Liebe bleibt, wenn alles geht.
Weil sie das Leben überlebt
Denn sie ist älter als die Zeit
Wenn alles geht die Liebe bleibt!

 

Die Antwort finde ich in

einem Lied des Sängers

Peter Maffay. Er steht mit seinen

Feststellungen den Worten des

Apostel Paulus sehr nah, der

in seinem Brief an die Korinther

schreibt:

 

Die Liebe hört niemals auf.

Prophetisches Reden hat ein Ende,

Zungenrede vergeht. Erkenntnis

vergeht. … wenn aber das

Vollendete kommt, vergeht

alles Stückwerk. (1 Kor 13)

 

Unsere wirkliche Sorge

in diesem Leben sollte der

Liebe gelten und wie wir

Menschen immer mehr

fähig werden, diese Liebe

untereinander zu leben.

 

Diese eine Sorge um

die Liebe, rückt die anderen

Sorgen um das Leben ein

wenig zur Seite. Sie vertreibt

den Egoismus, der im Letzten

die Wurzel dessen ist,

dass viele Menschen

einfach nur noch an sich

selbst denken

und am anderen vorbeischauen,

vorbeigehen.

Es geht aber schon

lange nicht mehr darum,

dass der Einzelne in dieser

Welt überlebt und mit ihren

Wirklichkeiten zurechtkommt.

Darum ging es eigentlich nie.

 

Es geht um einen großen

Zusammenhalt aller, der

den Herausforderungen des Lebens

zu begegnen vermag.

Es geht um Solidarität.

Es geht um Gemeinschaft.

Er geht um Miteinander.

 

Reich vor Gott sind

wir nur dann, wenn wir

uns alle fortwährend

darum bemühen,

dass jene Haltungen

sich einprägen, die

das Miteinander

von Menschen

möglich machen.

 

Ich glaube, dass

es uns dann auch gelingen

würde, wesentlich verändert mit den

Verlusten dieses Lebens

und seiner Vorläufigkeit

umzugehen.

 

Wir wären

in vielem einfach nicht

mehr so allein und auf uns

selbst zurückgeworfen.

Vielmehr würden wir

uns in einem großen

Netz der Zuwendung

und der Stärkung

aufgefangen fühlen.

 

Und was erscheint wichtiger

als eben dies in einer Zeit

so umwerfender und die

Welt und unserer ganz eigenes

Lebens verändernder

Herausforderungen.

 

In einer Zeit, in der

die Angst und die Unsicherheit

vor der Zukunft des ganz

eigenen Lebens und des

Lebens dieses Planeten

übermächtig zu werden

droht.

 

In einer Zeit, in der wir

es uns nicht länger und

weiter erlauben dürfen,

ausschließlich an uns

selbst zu denken.

 

Den eigenen Reichtum

und den Gewinn.

Das eigene Ansehen

und den Einfluss.

Die eigene Macht und

die Geltung.

 

Diese Zeit sollte uns nicht

nur Sorgen bereiten.

Diese Zeit gibt uns auch

die einmalige Chance,

unser Leben auf ein anderes,

ein neues Fundament zu setzen,

Bisheriges zu überdenken,

Neues miteinander zu wagen,

und dies nicht nur in unserer

Kirche und in unseren Gemeinden,

sondern auch im Großen

dieser Welt und immer auch

von Mensch zu Mensch.

 

Wenn wir dies jetzt

nicht begreifen wollen,

wann dann?


 

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