Wir sind gesegnet.
Wir sind erwählt.
Wir sind bestimmt.
Wir sind berufen.
Von Gott gesegnet,
erwählt, bestimmt
und berufen.
Das macht unsere
Existenz als Christen aus.
Und das ist eine ganze Menge.
Kaum zu begreifen.
Kaum zu verstehen.
Können wir es denn
annehmen?
Der Beter des Psalms
meint an anderer Stelle:
„Seh ich deine Himmel,
die Werke deiner Finger,
Mond und Sterne, die
du befestigt:
Was ist der Mensch,
dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind,
dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig
geringer gemacht als Gott,
du hast ihn gekrönt
mit Pracht und Herrlichkeit.“ (Psalm 8)
Besteht nicht unser
ganzes Lebens darin,
sich dieser Identität
als Mensch bewusst zu werden,
bei allem, was auch
immer geschieht?
Dass der Mensch
gekrönt ist mit Pracht
und Herrlichkeit?
Ja, dass der Mensch
die Herrlichkeit Gottes ist?
Mit anderen Worten
auf den Punkt gebracht:
Der Mensch ist Gottes geliebter Sohn.
Er ist Gottes geliebte Tochter.
Und ist es nicht unsere
Lebensaufgabe, immer
mehr in diese Identität
hineinzuwachsen und
uns ihrer bewusst zu werden?
Dabei besitzen Christen
kein exklusives Recht auf
diese Identität, weil sie
allen Menschen in Christus zugesagt ist.
Von Gott her zugesagt
und durch Christus gewirkt.
Christen sind aus dieser
Perspektive betrachtet nichts Besonderes.
Das Besondere besteht wohl eher darin,
erst recht als Christ diese Identität
zu entdecken und sie zu leben.
Man darf in diesem
Zusammenhang durchaus
von Berufung und Nachfolge
sprechen.
Wir sind von Gott berufen
und eingeladen ihm, Christus,
dem vor allen anderen
diese Identität zusteht,
nachzufolgen und so,
auf diesem Weg,
immer mehr zu dem
Menschen zu werden,
zu dem uns Gott
von Anfang an gemacht hat.
Der Brief an die Gemeinde
von Ephesus gibt einen Anhalt,
wie das geschehen kann,
geschehen muss:
indem wir „untadelig“
leben vor Gott.
Untadelig. Ein großes Wort.
Ein möglichweise überforderndes Wort.
Vor allem der Anspruch,
der sich hinter diesem Wort
verbirgt.
Wer ist schon einwandfrei
und fehlerfrei, makellos
und vollendet? Keiner von
uns ist so, wie er sollte,
wie er wollte, wie er
könnte.
Zeit unseres Lebens sind
wir dazu angehalten,
in die Form von Menschsein
und Identität hineinzuwachsen,
die uns mit der Taufe und
dem Angesprochenwordensein
durch Gott selbst
zugekommen sind.
Das geschieht
nicht geradlinig und direkt.
Das vollzieht sich sehr oft
über Umwege und Irrwege
hinweg und durch Täler
und Dunkelheiten,
Widersprüchlichkeiten und
Inkonsequenzen hindurch.
Das weiß auch Gott.
Darin überfordert er uns nicht.
Im Gegenteil.
Nachsichtig und gütig
begleitet er uns auf der Suche
nach unserem wahren Menschsein.
Er rechnet uns Versagen und Rückschläge nicht an.
Er vergibt sie im Voraus.
Schenkt sie uns in seinem Sohn,
dem Christus und aus Liebe zu uns.
Und dennoch,
wer sich immer mehr als Sohn
des lebendigen Gottes begreift
und sich als Abbild seiner Herrlichkeit versteht,
der fängt an, ein anderes Leben zu leben.
Zumindest ist er dazu eingeladen.
Als ein von Gott geliebter Mensch
gehe ich aufrecht durch das Leben.
Nein, nicht arrogant,
aber mir Gottes Segen bewusst
und zudem, dass auch andere Abbild
der Herrlichkeit Gottes sind.
Möglicherweise ausgerechnet jene,
denen ich es am wenigsten
zugestehen möchte.
Wir sind gesegnet.
Wir sind erwählt.
Wir sind bestimmt.
Wir sind berufen.
Von Gott gesegnet,
erwählt, bestimmt
und berufen.
Das macht unsere Existenz
als Christen aus.
Und das ist eine ganze Menge.
Kaum zu begreifen.
Kaum zu verstehen.
Können wir es denn annehmen?
Es anzunehmen
von uns selbst und von jedem
und jeder anderen auch,
das würde eine ganze Welt verändern.
Der Umgang untereinander
würde ein ganz anderer werden.
Achtsamer, wertschätzender,
sorgsamer, behutsamer,
vorsichtiger, zärtlicher,
würdigender, anerkennender
würden wir einander begegnen.
Es würde entstehen
und sich ergeben,
wonach der Mensch sich im Grunde
seines Herzens schon immer sehnt:
von Grund auf angenommen
und gewollt zu sein,
ein Zuhause zu finden
in der ewigen Liebe.
Doch nicht nur der Umgang
von Mensch zu Mensch würde
sich entscheidend verändern.
Es ist auch der Umgang mit allem,
was uns umgibt, vornehmlich
auch mit der Schöpfung Gottes insgesamt,
die nicht weniger die Herrlichkeit Gottes
widergibt und uns bisweilen
so prächtig ins Auge sticht,
der sich wesentlich verändern würde
und dies zum Wohl von uns allen
und jenen, die uns
nachfolgen werden.
Gott erleuchte die Augen
unserer Herzen, damit wir verstehen,
zu welcher Hoffnung
wir berufen sind.