20. Sonntag B, Brot des Lebens

Brot des Lebens, Joh 6,51-58


Die Szene ist ihnen

immer noch vor Augen.

Unvergesslich ist sie.

Wie sollte es auch

anders sein.


Damals hatten

die Menschen einfach

nur Hunger. Doch fünf Brote

und zwei Fische waren

eindeutig zu wenig für

so viele Menschen.


Doch dann geschah

das Wunder: Unzählige

wurden satt. Und außerdem

blieben noch zwölf Körbe

mit Brot übrig.


Je intensiver ich

in die Brotrede des

Evangeliums einsteige

und die weiteren Erzählungen

verfolge, in deren Mittelpunkt

das Brot steht, desto mehr

verstehe ich, dass es Jesus nicht

darum geht, den Hunger des

Magens zu befriedigen. Genau

dies macht er schließlich ja den

Menschen zum Vorwurf.


„Ich folgt mir, weil ihr

satt geworden seid,

weil ihr Wunder

sehen wollt!“


Jesus führt die Menschen

immer mehr an das Geheimnis

seines Lebens heran und dass

er das wahre Brot ist, von dem

die Menschen satt werden

sollen.


Aber das wollen die

Menschen nicht begreifen.

Im Gegenteil. Sie greifen ihn

an. Sie empören sich:

„Wie kann er uns sein

Fleisch zu essen geben?“


„Die Sprache sei die

Quelle aller Missverständnisse“,

sagt einmal St. Exupèry.


Mir scheint, dass es da

eine ganze Menge Missverständnisse

zwischen Jesus und den Menschen,

insbesondere doch den Vertretern

der jüdischen Religion gibt.


Ein erstes Missverständnis

besteht darin, dass es nicht

um eine leibliche Aufnahme

des Fleisches und Blutes

Jesu geht. Jesus spricht

von einer geistlichen

Nahrung.


Das Brot, das er gibt,

und das er selbst ist,

ist eine Nahrung für

die Seele und den Geist

des Menschen.


Das Brot, das er gibt,

und das er selbst ist,

soll nähren in einem

übertragenen

Sinn.


Es spricht meinen großen

inneren Hunger an.

Meine Sehnsüchte, die in

mir wohnen und die mehr

bedeuteten als das Verlangen,

nach einem Happen Brot.


Das Brot, das Jesus gibt und

das er selbst ist, ist die Antwort

auf meine Sehnsucht

nach Liebe, nach Annahme, nach

Versöhnung, nach Frieden,

nach Leben.


Jesus ist das Brot für

das Leben der Welt.

 

das Brot, das Leben spendet,

das den Hunger stillt

nach Sinn und nach Wahrheit.

 

das Brot, das uns nährt,

uns Trost und Ermutigung ist,

Wegzehrung für unser Leben.

 

das Brot, das versöhnt,

das Feindschaft beendet

und Frieden stiftet.

 

das Brot, das uns eint,

das alle Christen

zum gemeinsamen Mahl ruft.

 

das Brot, das uns wandelt,

wenn wir einander Brot werden,

indem wir Leben und Liebe teilen.

 

das Brot - uns gegeben

als sichtbares Zeichen seiner Gegenwart

auf unserem Weg durch die Zeit.

 

Er selbst, sein Leib, sein Blut,

er in seiner Ganzheit, und nur

er allein, kann die Sehnsucht

des Menschen erfüllen.


In allem, was diese Welt

zu bieten hat und wir einander

geben könnten, ist zu wenig,

als dass wir darin letzte

Erfüllung finden könnten.


So heißt es dann auch

konsequenterweise:


 „Wenn ihr das Fleisch des

Menschensohnes nicht esst

und sein Blut nicht trinkt,

habt ihr das Leben nicht

in euch.“


Und genau darum

geht es ihm, dass der

Mensch Leben habe,

Leben in seiner ganzen

Fülle. Leben, über das selbst

der Tod keine Macht mehr

haben soll.


Des Todes Macht aber

ist gebrochen in der Hingabe

Jesu am Kreuz.


Die Einladung,

seine Hingabe in den Zeichen

von Brot und Wein für sich

selbst anzunehmen bedeutet,

mich von ihm stärken zu

lassen und nicht weniger

mich von ihm und seinem Geist

formen zu lassen.


Was damit gemeint ist,

drückt das Lied aus:


„Wer dies Geheimnis

feiert, soll selber sein

wie Brot: so lässt er sich

verzehren von aller Menschennot.

Als Brot für viele Menschen

hat uns der Herr erwählt,

wir leben füreinander

und nur die Liebe zählt.“ (GL210)


Im Letzten geht es darum,

diese Liebe Christi im Mahl

zu schmecken, zu kauen,

zu kosten, sie anzunehmen

und aus diesem Geschenk heraus

das Leben zu begreifen, es

zu leben.

 

Das Geheimnis einer Liebe,

die sich uns zur Speise gibt

als Wegzehrung für unser Leben.

 

Das Geheimnis einer Liebe,

die jeder und jede für sich

Tag für Tag neu ergründen muss.

 

Das Geheimnis einer Liebe,

deren unwandelbare Zusage

Selbstsucht in Güte wandeln will.

 

Das Geheimnis einer Liebe,

deren tiefsten Grund wir nur erahnen,

indem wir an sie glauben.

 

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