Sadduzäer
waren Schriftgelehrte,
die einer bestimmten jüdischen Tradition
folgten und die Auferstehung
der Toten leugneten. Darin
unterschieden sie sich
von anderen jüdischen
Gruppen.
Mit ihrer Frage haben sie
nur das eine im Sinn, Jesus
eine Falle zu stellen und ihm
einen Fall vorzulegen, mit dem
sie ihre Meinung, dass es keine
Auferstehung der Toten geben
kann, belegen möchten.
Auf ein solches Gespräch
lässt Jesus sich erst gar nicht ein.
Er macht diesen Leuten
unmissverständlich
klar:
„Die Maßstäbe, die ihr anlegt und
die Kategorien, in denen ihr denkt,
sind zu eng, als dass ihr damit
den Glauben an die Auferstehung
der Toten widerlegen könntet.
Wenn es um das ewige Leben
geht, muss man größer und weiter
denken, da gilt es eine Wahrheit
mitzudenken, die zu denken
dem ein oder anderen von euch
sehr schwer fällt.“
Die Wahrheit, die Jesus meint
ist die: Gott ist ein Gott der
Lebenden und nicht der Toten.
Und dass nach dem Tod
und der Auferstehung des
Menschen von den Toten
alles völlig anders sein wird.
Nichts wird mehr so sein,
wie es gerade ist.
Gott setzt einen
Neuanfang.
Gibt es eine Auferstehung der Toten?
Sie spüren es möglicherweise:
Auf Jesu Antwort folgt eine ganz
andere Frage. Nämlich die:
Wie sieht das Neue, das
Gott, macht aus?
Was ist das für ein
Leben, das Gott
neu entstehen
lässt?
An diesem Punkt ist
Raum für viele Spekulationen.
Niemand von uns kann
diese Frage wirklich beantworten.
Worauf wir uns stützen können
sind einzig und allein die Aussagen,
die uns die Bibel anbietet.
Mit negativen Beispielen
antwortet auf diese Frage
das Buch der Offenbarung.
Es sagt:
„Stellt euch darauf ein,
dass es keinen Tod mehr geben
wird, dass niemand von euch
mehr einen Grund zum Weinen
haben wird, was Euch auch immer
Anlass dazu war.
Es wird keine Trauer,
keine Klage und keine Mühsal
mehr geben. All das, was euch
das Leben bisweilen so schwer
macht und womit ihr möglicherweise
euch selbst das Leben zu einer
Zumutung macht, wird nicht
mehr vorkommen.
Und auch damit dürft ihr
fest rechnen: Gott macht alles
neu. Seine Liebe und sein Willen
zum Leben wird alles durchdringen.
Auch ihr selbst werdet mit einer
noch nie dagewesenen
und erfahrenen Liebe
erfüllt sein.
Gott selbst wird mitten
unter euch sein. Er wird da
sein, wie er schon immer da
gewesen ist, möglichweise
klarer und eindeutiger
als jemals zuvor.“
Gibt es eine Auferstehung
der Toten? Wenn ja, wie sieht
das neue, von Gott verheißene
Leben für uns Menschen aus?
Ich weiß nicht, ob dies auch
Ihre ganz eigenen Fragen sind.
Oder ob sich Ihr Suchen und
Fragen in eine ganz andere
Richtung bewegen?
Ich erinnere mich noch an ein
Gespräch mit einer
Frau auf der Palliativstation eines Krankenhauses.
Die Frau wünschte sich
die Krankensalbung.
Wir sprachen lange miteinander.
Am Ende hatte sie mir ihre
ganze Lebensgeschichte
erzählt und auch von ihrer
Angst angesichts des eigenen
Todes hatte sie gesprochen.
Sie weinte dabei.
Vorsichtig formulierten
sich ihre Worte:
„Ich habe Angst, dass im
Augenblick meines Todes
niemand bei mir ist.
Dass da niemand ist,
der mir die Hand
hält, mir die Tränen trocknet,
mich in den Arm nimmt.
Ich habe Angst vor dem
Alleinsein in dem Moment,
in dem ich loslassen muss.“
Die Fragen,
die Bedürfnisse
und die Anliegen, die ein
Mensch mit dem Blick
auf sein Leiden, sein Sterben
und seinen Tod hat, können
so unterschiedlich sein.
Für diese Frau steht
der Glaube an die Auferstehung
der Toten nicht in Frage.
Die einzige Frage ist,
ob sie denn im Augenblick
ihres Todes denn von
anderen Menschen umgeben
sein wird, die sie diesen
Schritt begleiten würden.
Ihr Bedürfnis ist es,
nicht allein sterben
zu müssen.
Was sind Ihre ganz
eigenen Fragen mit dem Blick
auf Ihren Tod?
Was bewegt Sie, wenn
es um diese letzten Dinge
und Fragen geht?
Haben Sie schon einmal
darüber nachgedacht?
Der Schweizer Schriftsteller
und reformierte Pfarrer Kurt Marti
hat einmal dieses Gedicht
geschrieben:
Ihr fragt, wie ist die
Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt, wann ist die
Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt, gibt´s eine
Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt, gibt´s keine
Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, wonach ihr
nicht fragt:
Die Auferstehung derer,
die leben.
Ich weiß nur, wozu er
uns ruft: Zur Auferstehung
heute und jetzt.
Als ich diese Zeilen gelesen
hatte, dachte ich mir. Er hat
ja recht. Auferstehung geschieht
heute und jetzt.
Da gehen Menschen wieder
aufeinander zu und reichen
sich die Hände, finden die
rechten Worte. Der Streit
zwischen ihnen findet ein
Ende.
Da geschieht Auferstehung.
Da besinnt sich eine Gemeinde
auf den Grund ihrer Hoffnung
und ihres Glaubens und beginnt,
getragen von Zuversicht,
Bisheriges zu hinterfragen,
sich neu zu sortieren, eine
Vision, eine Perspektive
für ihr Miteinander
zu entwickeln und
ihrer Erstarrung zu
entfliehen.
Da geschieht Auferstehung.
Da finden sich junge Menschen
nach Abschluss ihrer Firmung
zu einem Gottesdienst
zusammen und teilen
auch weiterhin Glauben
und Freude miteinander.
Während viele gemeint hatten,
dass es nach der Firmung
aus wäre und vorbei, finden
etliche auch weiterhin
Freude an Gottes Wort
und an der Begegnung
untereinander.
Da geschieht Auferstehung.
Da findet ein sterbenskranker
Mensch Heilung seiner Krankheit
und fängt ein neues Leben
zu leben an.
Da geschieht Auferstehung.
Doch ich frage mich:
Bleibt die Antwort dieses Pfarrers nicht enttäuschend für all jene, deren Fragen über den Alltag dieses Lebens hinausreichen
und tatsächlich den Tod
betreffen?
Es wird einen Augenblick
in unserem Leben geben,
da können wir auf die Frage
nach der Auferstehung der
Toten nicht mehr länger
ausweichen. Da stellt sie
sich uns ganz direkt
in den Weg.
Möglicherweise
ist das der Moment, in dem wir
zum allerersten Mal erfahren werden,
dass der christliche Glaube
eine Zumutung ist.
Unmögliches von uns
abverlangt.
Er mutet uns zu,
mit neuen Maßstäben
und in anderen Kategorien
zu denken, als wir dies bislang
getan haben.
Er mutet uns zu,
uns mit der Wahrheit
Gottes konfrontieren zu lassen,
die größer ist als unsere eigene
Wirklichkeit.
Er mutet uns zu, alle
noch so gescheiten Worte
über das Ende unseres Lebens
hinter uns zu lassen und
zu vertrauen.
Möglicherweise in
einer Art und Weise
zu vertrauen, wie wir
dies noch nie getan
haben.
Ich glaube, dass es
eine Auferstehung gibt
heute und jetzt
und auch der
Toten.
Herr, hilf
meinem Unglauben.