Lassen Sie uns,
ein wenig nur,
in die Geschichte
einsteigen und so den
Weg zum Wesentlichen
der Erzählung finden.
Mir fällt ein Gedanke
Dietrich Bonhoeffers
zunächst ein, den er
in einem eigenen
Glaubensbekenntnis
festhält:
Ich glaube, dass Gott aus
allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann
und will.
Ich glaube, dass Gott uns in
jeder Notlage so viel Widerstandskraft
geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im
voraus, damit wir uns nicht
auf uns selbst, sondern
allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben
müsste alle Angst
vor der Zukunft
überwunden sein.
Für das Brautpaar
kann es nichts Schlimmeres
geben, als dass der Wein
ausgeht. Das ist eine Blamage.
Nichts Böses. Aber immerhin
eine böse Überraschung,
die das ganze Fest
kaputtmachen
kann.
Überraschungen dieser
Art, böse Überraschungen,
kennen viele unter uns.
Das sind Ereignisse,
die ein ganzes Leben in Frage
stellen, alles über den Haufen
werfen, alles zunichtemachen
können. Zumindest doch
einen Menschen
ganz schön aus der Bahn
werfen können.
Das vergangene Jahr
hat genügend solcher
Belastungen
für uns Menschen
bereitgehalten.
Momente und Situationen,
in denen viele unter uns
weder aus noch ein wussten,
die sie maßlos überfordert haben,
die sie an ihre Grenzen
geführt haben.
Gab es diese Augenblicke
auch für Sie persönlich?
Was waren diese Momente?
Wodurch wurden sie ausgelöst?
Wie haben Sie darauf reagiert?
War es ihnen überhaupt möglich,
auf sie zu reagieren?
In einem Gespräch
vor Weihnachten erzählte
mir eine ältere Frau, wie sehr
sie sich vom Leben und der
Gemeinschaft mit anderen
Menschen durch die
Vorsichtsmaßnahmen im
Kontext der Pandemie
vorkommt. Und dass ihre
größte Herausforderung,
an der sie persönlich
zu zerbrechen droht,
die Einsamkeit darstellt,
die sich spürt und erlebt.
Die Einsamkeit wird in
einer Zeit, wie dieser zu
einem großen Problem
für viele unter uns.
Ich glaube, dass Gott aus
allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann
und will.
Bonhoeffer geht davon aus,
dass es das Böse gibt. Das gibt es
in der Welt. Das gibt es im Leben
eines jeden Menschen.
Unterschiedlich können
die Gesichter des Bösen
aussehen. Für ihn ist es u.a. die
Fratze des Nationalsozialismus
und all seiner Unterstützer.
Ich glaube, dass es einen
großen Schritt in die richtige
Richtung sein kann, die Tatsache
und die Existenz des Bösen
zu akzeptieren und sie nicht
zu leugnen oder zu verdrängen.
Solange ich dem Bösen
in die Augen schaue, laufe
ich nicht vor ihm davon.
Ich stelle mich ihm.
Viele tun das nicht.
Sie leugnen.
Sie verdrängen.
Sie lassen nicht zu,
dass es eben auch diese
Seite des Lebens gibt.
C.G. Jung sagt hierzu,
dass man nur das wandelt,
was man zuvor angenommen hat.
Die Annahme bestimmter
Situationen in unserem
Leben vermag Kräfte
zu mobilisieren.
Ihre ständige Leugnung
dagegen raubt Energie
und zermürbt einen
Menschen.
Was aber gibt mir die
Kraft, mich Momenten,
die mein Leben in Frage stellen
wollen, zu stellen?
Bonhoeffer ist zunächst
der Auffassung, dass jeder
Mensch in sich eine Kraft
besitzt, die er dazu aufwenden
kann, um in außergewöhnlichen
Situationen zu bestehen.
Eine Stärke, die es ihm erlaubt,
solche Krisenmomente zu
überleben.
Die Psychologie spricht
in diesem Zusammenhang
von Resilienz.
Resiliente Menschen
sind in der Lage psychische und
mentale Widerstandskraft
aufzubauen.
Resilienten
Menschen gelingt es,
Krisen und besondere
Belastungen nicht nur
zu überstehen, sondern
auch gestärkt aus ihnen
hervorzugehen.
Es ist dieser Glaube
der Bonhoeffers innere Kräfte
zu mobilisieren vermag:
„Ich besitze genügend
eigene Kraft, um den Belastungen
meines Lebens begegnen
zu können!“
Woher nehmen Sie
persönlich Ihre Kraft zum
Widerstand? Was lässt
Sie persönlich in Zeiten
der Belastung stark sein?
Gerade die zurückliegende
Zeit hat uns gezeigt, wie
wichtig und unabdingbar
ein stabiles Beziehungsnetz
ist.
Viktor Frankl, spricht
davon, wie wichtig es zudem
ist, in allen Dingen einen
Sinn erkennen zu wollen:
„Ich habe nicht einen
Augenblick lang meine
Überzeugung aufgegeben,
dass das Leben unter allen
Bedingungen und Umständen
einen Sinn hat.“ sagt er und:
„Selbst ein Leben, das wir
anscheinend vertan haben,
lässt sich noch rückwirkend
mit Sinn erfüllen, indem wir
gerade durch die Selbsterkenntnis
über uns hinauswachsen.“
Das schreibt ein Mann,
der ähnlich wie Bonhoeffer
unter dem Nationalsozialismus
zu leiden hatte, nur mit einem
Unterschied, dass er selbst
mit dem Leben davongekommen
ist und späterhin u.a.
zum Begründer
der Logotherapie
wurde.
Ich glaube, dass Gott uns in
jeder Notlage so viel Widerstandskraft
geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im
voraus, damit wir uns nicht
auf uns selbst, sondern
allein auf ihn verlassen.
Wir können viel, sehr viel
aus eigenen Kräften heraus
bewegen. Dazu ist es wichtig,
dass wir die eigenen Möglichkeiten
zum Handeln nicht unterschätzen!
Vor dem Resignieren steht
immer noch das eigene
Probieren!
Möglicherweise kommen
wir dann aber auch an
einen Punkt, an dem wir
uns nicht mehr länger
auf uns selbst berufen
können, einen Punkt,
an dem auch wir unser
eigenen Möglichkeiten
ausgeschöpft und
uns unsere Grenzen
einzugestehen haben.
Bonhoeffer meint,
dass wir dann eingeladen
sind, uns allein auf Gott
zu verlassen. Das schließt
ein „Sichfallenlassen“
mit ein. Ein „Sich auf Gott
hin loslassen können“.
Das ist in der Geschichte
von der Hochzeit zu Kana
der Moment, in dem Maria
an ihren Sohn
mit der Bitte herantritt,
dem Brautpaar zu helfen
und sich dabei eine Abfuhr
einhandelt und erfahren
muss, dass Jesu Stunde
noch nicht gekommen
sei.
Jesus traut den Menschen
auf der Hochzeit immer noch
zu, dass sie aus eigenen
Kräften handeln können.
Zumindest können sie
die Krüge mit Wasser füllen.
Das scheint die Voraussetzung
dafür zu sein, dass er sich
anschließen und dann
das Seinige tun kann:
die Verwandlung des
Wassers in Wein.
Gott setzt dort an,
er führt dort weiter,
wo wir aus eigenen Kräften
nicht mehr weiter wissen,
weiter können, am Ende
sind. Ist das ein trostvoller
Gedanke?
Und er überfordert
dabei keinen von uns.
Er weiß um unsere
Möglichkeiten und
er kennt unsere
Grenzen.
Meine Idee zu der Hochzeit
zu Kana ist, dass Gott und
Mensch stets zusammen
handeln. Es ist etwas
Gemeinsames, das wir mit Gott
zu schaffen berufen sind.
Gott nimmt dabei dem
Menschen nicht ab, was
er selbst tun kann!
Das verkennen sehr
viele, wenn sie Gott
den Vorwurf machen,
warum er in dieser oder
jener Situation nicht
selbst eingreift.
Er tut es nicht,
weil der Mensch noch
lange nicht seine eigenen
Möglichkeiten ausgeschöpft
hat.
So sagt Bonhoeffer weiter:
„Ich glaube, dass Gott auf
aufrichtige Gebete und
verantwortliche Taten
wartet und antwortet.“
Jesus antwortet auf
die Verlegenheit des
Brautpaares, auf seine
ganz eigene Not und setzt
den Feiernden einen besseren
Wein vor, als den zuvor.
Das Fest ist gerettet.
Es kann weitergehen.
Weitergehen auch
für uns?
Wer nur auf dieses
Wunder blickt, der hat
Wesentliches übersehen.
Das Wesentliche ist:
Mit Jesus ist Gottes
Herrschaft angebrochen.
Mit Jesus hat Gott sich
an die Seite des Menschen
gestellt.
In Jesus lebt er das Leben
des Menschen mit. Lernt
all seine Herausforderungen
kennen.
Gott weiß nun wie
Menschsein geht und,
dass wir Momente kennen,
denen wir aus eigenen
Kräften heraus nicht
mehr begegnen können.
Und er weiß, dass dann
seine Stunde geschlagen
hat. Dass er dann an der
Reihe ist, zu helfen,
damit der Glaube
an ihn nicht
schwinde.
Solange aber braucht es
nach Bonhoeffer Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten
dienen lassen. Alle.
Wirklich alle.
Machen Sie das Beste
aus Ihrem Leben und
vertrauen Sie darauf:
Gott macht dabei mit.