Hochzeit zu Kana

Hochzeit zu Kana - Joh 2.1-11


Lassen Sie uns,

ein wenig nur,

in die Geschichte

einsteigen und so den

Weg zum Wesentlichen

der Erzählung finden.


Mir fällt ein Gedanke

Dietrich Bonhoeffers

zunächst ein, den er

in einem eigenen

Glaubensbekenntnis

festhält:


Ich glaube, dass Gott aus

allem, auch aus dem Bösesten,

Gutes entstehen lassen kann

und will.

Ich glaube, dass Gott uns in

jeder Notlage so viel Widerstandskraft

geben will, wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im

voraus, damit wir uns nicht

auf uns selbst, sondern

allein auf ihn verlassen.

In solchem Glauben

müsste alle Angst

vor der Zukunft

überwunden sein.

 

Für das Brautpaar

kann es nichts Schlimmeres

geben, als dass der Wein

ausgeht. Das ist eine Blamage.

Nichts Böses. Aber immerhin

eine böse Überraschung,

die das ganze Fest

kaputtmachen

kann.


Überraschungen dieser

Art, böse Überraschungen,

kennen viele unter uns.

Das sind Ereignisse,

die ein ganzes Leben in Frage

stellen, alles über den Haufen

werfen, alles zunichtemachen

können. Zumindest doch

einen Menschen

ganz schön aus der Bahn

werfen können.


Das vergangene Jahr

hat genügend solcher

Belastungen

für uns Menschen

bereitgehalten.

Momente und Situationen,

in denen viele unter uns

weder aus noch ein wussten,

die sie maßlos überfordert haben,

die sie an ihre Grenzen

geführt haben.


Gab es diese Augenblicke

auch für Sie persönlich?

Was waren diese Momente?

Wodurch wurden sie ausgelöst?

Wie haben Sie darauf reagiert?

War es ihnen überhaupt möglich,

auf sie zu reagieren?


In einem Gespräch

vor Weihnachten erzählte

mir eine ältere Frau, wie sehr

sie sich vom Leben und der

Gemeinschaft mit anderen

Menschen durch die

Vorsichtsmaßnahmen im

Kontext der Pandemie

vorkommt. Und dass ihre

größte Herausforderung,

an der sie persönlich

zu zerbrechen droht,

die Einsamkeit darstellt,

die sich spürt und erlebt.

Die Einsamkeit wird in

einer Zeit, wie dieser zu

einem großen Problem

für viele unter uns.


Ich glaube, dass Gott aus

allem, auch aus dem Bösesten,

Gutes entstehen lassen kann

und will.

 

Bonhoeffer geht davon aus,

dass es das Böse gibt. Das gibt es

in der Welt. Das gibt es im Leben

eines jeden Menschen.


Unterschiedlich können

die Gesichter des Bösen

aussehen. Für ihn ist es u.a. die

Fratze des Nationalsozialismus

und all seiner Unterstützer.


Ich glaube, dass es einen

großen Schritt in die richtige

Richtung sein kann, die Tatsache

und die Existenz des Bösen

zu akzeptieren und sie nicht

zu leugnen oder zu verdrängen.


Solange ich dem Bösen

in die Augen schaue, laufe

ich nicht vor ihm davon.

Ich stelle mich ihm.


Viele tun das nicht.

Sie leugnen.

Sie verdrängen.

Sie lassen nicht zu,

dass es eben auch diese

Seite des Lebens gibt.


C.G. Jung sagt hierzu,

dass man nur das wandelt,

was man zuvor angenommen hat.


Die Annahme bestimmter

Situationen in unserem

Leben vermag Kräfte

zu mobilisieren.

Ihre ständige Leugnung

dagegen raubt Energie

und zermürbt einen

Menschen.


Was aber gibt mir die

Kraft, mich Momenten,

die mein Leben in Frage stellen

wollen, zu stellen?


Bonhoeffer ist zunächst

der Auffassung, dass jeder

Mensch in sich eine Kraft

besitzt, die er dazu aufwenden

kann, um in außergewöhnlichen

Situationen zu bestehen.

Eine Stärke, die es ihm erlaubt,

solche Krisenmomente zu

überleben.


Die Psychologie spricht

in diesem Zusammenhang

von Resilienz.

Resiliente Menschen

sind in der Lage psychische und

mentale Widerstandskraft

aufzubauen.


Resilienten

Menschen gelingt es,

Krisen und besondere

Belastungen nicht nur

zu überstehen, sondern

auch gestärkt aus ihnen

hervorzugehen.

 

Es ist dieser Glaube

der Bonhoeffers innere Kräfte

zu mobilisieren vermag:

„Ich besitze genügend

eigene Kraft, um den Belastungen

meines Lebens begegnen

zu können!“


Woher nehmen Sie

persönlich Ihre Kraft zum

Widerstand? Was lässt

Sie persönlich in Zeiten

der Belastung stark sein?


Gerade die zurückliegende

Zeit hat uns gezeigt, wie

wichtig und unabdingbar

ein stabiles Beziehungsnetz

ist.


Viktor Frankl, spricht

davon, wie wichtig es zudem

ist, in allen Dingen einen

Sinn erkennen zu wollen:


„Ich habe nicht einen

Augenblick lang meine

Überzeugung aufgegeben,

dass das Leben unter allen

Bedingungen und Umständen

einen Sinn hat.“ sagt er und:


„Selbst ein Leben, das wir

anscheinend vertan haben,

lässt sich noch rückwirkend

mit Sinn erfüllen, indem wir

gerade durch die Selbsterkenntnis

über uns hinauswachsen.“


Das schreibt ein Mann,

der ähnlich wie Bonhoeffer

unter dem Nationalsozialismus

zu leiden hatte, nur mit einem

Unterschied, dass er selbst

mit dem Leben davongekommen

ist und späterhin u.a.

zum Begründer

der Logotherapie

wurde.


Ich glaube, dass Gott uns in

jeder Notlage so viel Widerstandskraft

geben will, wie wir brauchen.


Aber er gibt sie nicht im

voraus, damit wir uns nicht

auf uns selbst, sondern

allein auf ihn verlassen.

 

Wir können viel, sehr viel

aus eigenen Kräften heraus

bewegen. Dazu ist es wichtig,

dass wir die eigenen Möglichkeiten

zum Handeln nicht unterschätzen!

Vor dem Resignieren steht

immer noch das eigene

Probieren!


Möglicherweise kommen

wir dann aber auch an

einen Punkt, an dem wir

uns nicht mehr länger

auf uns selbst berufen

können, einen Punkt,

an dem auch wir unser

eigenen Möglichkeiten

ausgeschöpft und

uns unsere Grenzen

einzugestehen haben.


Bonhoeffer meint,

dass wir dann eingeladen

sind, uns allein auf Gott

zu verlassen. Das schließt

ein „Sichfallenlassen“

mit ein. Ein „Sich auf Gott

hin loslassen können“.


Das ist in der Geschichte

von der Hochzeit zu Kana

der Moment, in dem Maria

an ihren Sohn

mit der Bitte herantritt,

dem Brautpaar zu helfen

und sich dabei eine Abfuhr

einhandelt und erfahren

muss, dass Jesu Stunde

noch nicht gekommen

sei.


Jesus traut den Menschen

auf der Hochzeit immer noch

zu, dass sie aus eigenen

Kräften handeln können.

Zumindest können sie

die Krüge mit Wasser füllen.

Das scheint die Voraussetzung

dafür zu sein, dass er sich

anschließen und dann

das Seinige tun kann:

die Verwandlung des

Wassers in Wein.


Gott setzt dort an,

er führt dort weiter,

wo wir aus eigenen Kräften

nicht mehr weiter wissen,

weiter können, am Ende

sind. Ist das ein trostvoller

Gedanke?


Und er überfordert

dabei keinen von uns.

Er weiß um unsere

Möglichkeiten und

er kennt unsere

Grenzen.


Meine Idee zu der Hochzeit

zu Kana ist, dass Gott und

Mensch stets zusammen

handeln. Es ist etwas

Gemeinsames, das wir mit Gott

zu schaffen berufen sind.


Gott nimmt dabei dem

Menschen nicht ab, was

er selbst tun kann!

Das verkennen sehr

viele, wenn sie Gott

den Vorwurf machen,

warum er in dieser oder

jener Situation nicht

selbst eingreift.


Er tut es nicht,

weil der Mensch noch

lange nicht seine eigenen

Möglichkeiten ausgeschöpft

hat.


So sagt Bonhoeffer weiter:

„Ich glaube, dass Gott auf

aufrichtige Gebete und

verantwortliche Taten

wartet und antwortet.“

 

Jesus antwortet auf

die Verlegenheit des

Brautpaares, auf seine

ganz eigene Not und setzt

den Feiernden einen besseren

Wein vor, als den zuvor.

Das Fest ist gerettet.

Es kann weitergehen.


Weitergehen auch

für uns?


Wer nur auf dieses

Wunder blickt, der hat

Wesentliches übersehen.

Das Wesentliche ist:

Mit Jesus ist Gottes

Herrschaft angebrochen.

Mit Jesus hat Gott sich

an die Seite des Menschen

gestellt.

In Jesus lebt er das Leben

des Menschen mit. Lernt

all seine Herausforderungen

kennen.

Gott weiß nun wie

Menschsein geht und,

dass wir Momente kennen,

denen wir aus eigenen

Kräften heraus nicht

mehr begegnen können.


Und er weiß, dass dann

seine Stunde geschlagen

hat. Dass er dann an der

Reihe ist, zu helfen,

damit der Glaube

an ihn nicht

schwinde.


Solange aber braucht es

nach Bonhoeffer Menschen,

die sich alle Dinge zum Besten

dienen lassen. Alle.

Wirklich alle.


Machen Sie das Beste

aus Ihrem Leben und

vertrauen Sie darauf:

Gott macht dabei mit.

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